16.01.2015

Jagdverordnungsrevision: Zukunftsfähige Wolfspolitik auf der Kippe

Heute hat das Departement Leuthard die angekündigte Revision der Jagdverordnung in Anhörung gegeben. Gemäss diesem Vorschlag soll bereits eine einzelne Wolfsfamilie als «regional hoher Bestand» gelten – womit Abschüsse von Jungwölfen möglich wären. Pro Natura und der WWF Schweiz werten das als Überreaktion auf den hohen politischen Druck aus Nutztierhalterkreisen.

Ein einziges Rudel in einer Region soll in Zukunft bereits als «regional hoher Bestand» gelten. Jungtiere sollen deshalb abgeschossen werden können, wenn sie sich sogenannt «auffällig» verhalten. Jedem Jungwolf könnte also seine natürliche Neugier jederzeit zum tödlichen Verhängnis werden. Mit rund 25 Tieren ist der Wolfbestand in der Schweiz weiterhin sehr klein und die geschützte Tierart noch längst nicht überlebensfähig. «Ohne Not jetzt Abschüsse von Jungwölfen ins Auge zu fassen, ist völlig unnötig und gleicht einem vorauseilenden Gehorsam gegenüber der polemischen Wolfsgegner-Politik», sagt Mirjam Ballmer, Grossraubtier-Verantwortliche bei Pro Natura.

Bundesrätlicher Kniefall
Pro Natura und der WWF Schweiz sind enttäuscht, dass der Druck aus Nutztierhalterkreisen nun zu diesem Kniefall von Bundesrätin Doris Leuthard geführt hat. Sie sehen damit die ausgewogenen gemeinsamen Grundsätze einer zukunftsfähigen Wolfspolitik, die 2012 auch mit dem Schafzuchtverband geschlossen worden waren, als gefährdet an. Die drohende Abkehr von einer konsensorientierten Wolfspolitik wird nur Verlierer hinterlassen.

Kein «Management by Jagdgewehr»
Anstelle von «Management by Jagdgewehr», wie es das BAFU und das Departement Leuthard vorschlagen, braucht es dringend sachgerechtes Wolfsmanagement, das nicht ausschliesslich aus Abschüssen besteht, sondern auch die ökologisch wichtige Rolle des Wolfes (z.B. in der Jagdplanung und im Waldbau) berücksichtigt. Ein solches nationales Management soll ausserdem mehr Herdenschutz, sachliche und breite Information der Bevölkerung sowie touristische Aspekte einbeziehen.

Internet:
www.pronatura.ch/grossraubtiere

Weitere Auskünfte:
Rico Kessler, Pro Natura, Abteilungsleiter Politik und Internationales, Tel. 061 317 92 22, @email
Gaborvon Bethlenfalvy, WWF Schweiz, Verantwortlicher Grossraubtiere, Tel. +41 76 552 18 09, @email