Schweizer Ranger: «Wir kommunizieren herzlich, aber bestimmt»
Der Rangerberuf ist in der Schweiz noch kaum bekannt: Was beinhaltet er?
Florine Leuthardt: Wir sind eine Art Vermittler zwischen Natur und Mensch. Unsere Aufgabe besteht darin, die Flora und Fauna zu schützen, indem wir die verschiedenen Besucher- und Nutzergruppen für die teilweise sehr empfindlichen Lebensräume sensibilisieren. Ausserdem beraten wir die Bewirtschafter der angrenzenden Flächen oder die lokalen Behörden in Bezug auf die nötigen Naturschutzmassnahmen. Unsere Tätigkeit ist vielseitig: patrouillieren, informieren, anleiten, pflegen, empfangen und vor allem kommunizieren – herzlich, aber bestimmt.
Der Druck auf die Natur steigt proportional zur Zahl der Menschen, die ihre Freizeit im Grünen verbringen: Wie intervenieren Sie, um den Schutz der Natur mit den Interessen der Erholungssuchenden in Einklang zu bringen?
Im Fall des Hallwilersees – er wird von einem Fussweg umrundet, der durch mehrere Schutzzonen führt – beträgt die Besucherzahl an schönen Sommertagen über 1000 Personen. Und ich kann Ihnen versichern: Die Leute haben immer neue Ideen, wie sie die Natur in ihrer Freizeit nutzen wollen. Die Ranger helfen nicht nur bei der Lösung von Interessenkonflikten zwischen den unterschiedlichen Besuchergruppen, sondern achten auch auf die Einhaltung der Regeln. Wir setzen zum Beispiel das Radfahrverbot durch, erinnern die Hundehalter an die Leinenpflicht oder halten die Menschen davon ab, in die Schutzzonen einzudringen, Blumen zu pflücken und ausserhalb der bezeichneten Stellen Feuer anzuzünden.
Welchen Teil Ihrer Arbeit finden Sie am interessantesten?
Ich finde es am wichtigsten und auch am schönsten, bei den Besucherinnen und Besuchern Interesse für die Natur zu wecken, etwa indem ich ihnen eine spezielle Pflanze zeige oder sie auf ein Insekt oder einen Vogel aufmerksam mache, den ich gerade entdeckt habe. Ich denke, dass man die Erholungssuchenden für einen respektvollen Umgang mit der Natur gewinnen kann, wenn man ihnen die Bedürfnisse der Tiere und Pflanzen erklärt.
Welche Fächer beinhaltet der Lehrgang des Bildungszentrums Wald Lyss?
Neben Themen wie Naturschutzgesetze, Ökologie und Umweltbildung lernt man, auf die Menschen zuzugehen und mit ihnen in verschiedenen, auch sehr unangenehmen Situationen zu kommunizieren. Auch PR- und Marketingunterricht gehört zur Ausbildung, denn wir müssen unseren Beruf «verkaufen» und kreativ sein, um Arbeitsstellen zu finden oder zu erfinden. In der Schweiz ist es zurzeit schwierig, von diesem Beruf zu leben, da nur wenige Schutzgebiete oder Naturpärke Ranger beschäftigen. Aber mit der zunehmenden Verdichtung und Verstädterung wird unsere Rolle als Vermittler zwischen Mensch und Natur immer wichtiger.
Neuer Ranger-Lehrgang gestartet
Am Bildungszentrum Wald in Lyss (BE) hat im August zum zehnten Mal der einjährige, berufsbegleitende «Lehrgang Ranger BZWL» begonnen. Am neuen Lehrplan hat auch Pro Natura als potenzieller Auftrag- oder Arbeitgeber für Ranger mitgewirkt, gemeinsam mit dem Berufsverband Swiss Rangers.
Die Teilnehmenden lernen alles Notwendige für ihre Informations- und Aufsichtsfunktion in den Schutzgebieten. Auf dem Programm stehen Ökologie, Naturschutz, Kommunikation, Konfliktmanagement, Projektmanagement, Besucherlenkung, Exkursionsdidaktik, usw.
Weitere Informationen zum Lehrgang
Weitere Informationen zum Berufsverband
Interview: Muriel Raemy, freie Journalistin
Weiterführende Informationen
Info
Dieser Artikel wurde im Pro Natura Magazin publiziert.
Das Pro Natura Magazin nimmt Sie mit in die Natur. Es berichtet über kleine Wunder, grosse Projekte und spannende Persönlichkeiten. Prächtige Bilder und exklusive Angebote runden das Lesevergnügen ab. Alle Pro Natura Mitglieder erhalten das Magazin exklusiv fünf Mal im Jahr. Es blickt auf 48 Seiten hinter die Kulissen politischer Entscheide, präsentiert Forschungsergebnisse, erklärt die Natur. Und es schildert, wo, wie und warum Pro Natura für die Natur kämpft.