«Plantagen sind keine Wälder!»
In Ghana, wie in vielen anderen Regionen des Weltsüdens, kämpft die lokale Bevölkerung dagegen, dass Grossfirmen ihre Wälder zerstören und ihr Land in Besitz nehmen, um darauf riesige Palmölplantagen anzulegen – mit katastrophalen sozialen und ökologischen Folgen.
Mit diesem eindringlichen Slogan auf T-Shirts wehrt sich Friends of the Earth Ghana gegen die Monokulturplantagen, unter denen viele Menschen in dem westafrikanischen Land leiden.
Als Mitglied des Netzwerks Friends of the Earth International beteiligt sich Pro Natura seit 2016 mit der Schweizer Entwicklungsorganisation «HEKS/Brot für alle» an Projekten, die den Widerstand gegen das industrielle Landwirtschaftsmodell stärken. Nicht nur in Ghana, sondern auch in anderen westafrikanischen Ländern, in Honduras und Malaysia. «Einer unserer Arbeitsschwerpunkte liegt auf einer sehr lokalen Ebene und besteht darin, den direkt betroffenen Gemeinschaften zu helfen, ihre Rechte zu verteidigen und ökologische Landwirtschaftsmethoden umzusetzen», sagt Bertrand Sansonnens, Projektleiter Politik und Internationales bei Pro Natura.
Übergangene Bevölkerung
2022 reiste Sansonnens im Rahmen eines Projekts der afrikanischen Koordination von Friends of the Earth nach Ghana und konnte dort die Bewohnerinnen und Bewohner des kleinen Dorfes Abo-Abo treffen. Das Leben der Gemeinschaft hat sich radikal verändert, seit die Ghana Oil Palm Development Company (GOPDC), die zu 90 Prozent dem belgischen Multi SIAT gehört, die Okumaning-Plantage errichtet hat. «SIAT gehört zu den fünf Grossunternehmen, die 75 Prozent der Ölpalmplantagen in Afrika kontrollieren», sagt Sansonnens.
Eine Einschätzung, die von Zeugenaussagen untermauert wird, die Sansonnens in Abo-Abo gesammelt hat: Aufgrund von Versprechungen, die ihnen gemacht worden waren, haben viele Bauernfamilien ihr Land der GOPDC zur Nutzung überlassen. Doch danach haben nur wenige die vertraglich vereinbarten Entschädigungen zur Kompensation ihrer Ernteausfälle erhalten. «Der Fall konnte mithilfe von Friends of the Earth Ghana vor Gericht gebracht werden, aber nach Jahren des Wartens ist noch immer kein Urteil gefallen.» In der Umgebung wurden drei Dörfer zerstört, die Menschen vertrieben und die Schulen geschlossen. «Die Zahl der Erwerbslosen ist hoch und unter den Jungen greift der Drogen- und Alkoholkonsum um sich. Viele trauern den Zeiten nach, als der Anbau von Maniok, Kochbananen, Yamswurzeln, Kakao und sogar von lokal genutzten Ölpalmen genug Einkommen einbrachte, um ein würdiges Leben zu führen.»
- Bertrand Sansonnens
Förderung des Widerstands
Einem Unterstützungsprojekt dieser Art stellen sich viele Hindernisse in den Weg. «Auch die Covid-Pandemie war nicht hilfreich, weil sie die Arbeit vor Ort einschränkte», sagt Bertrand Sansonnens. «Dafür hat sich die Zusammenarbeit zwischen den lokalen Organisationen verstärkt. Vor meinem Besuch auf den Plantagen konnte ich an einem Community Forum zum Widerstand gegen Monokulturen teilnehmen. Es wurde vom afrikanischen Netzwerk organisiert, um Erfahrungen auszutauschen und die Mobilisierung auszuweiten.» Dank diesem Hintergrund und der Arbeit anderer betroffener Länder konnte Friends of the Earth die Auswirkungen des Agrobusiness auch auf internationaler Ebene thematisieren, insbesondere auf der UNO-Biodiversitätskonferenz im Jahr 2022 im kanadischen Montreal (COP15).
Doch der Kampf ist noch lange nicht gewonnen. «Zurzeit bereiten wir eine neue Programmphase vor, bei der es darum geht, regionale Erfahrungen zu systematisieren. Wir erhoffen uns dadurch eine Stärkung des globalen Kampfes gegen die zahlreichen Faktoren, die die Wälder und das Land der lokalen Bevölkerungen zunehmend bedrohen», sagt Sansonnens. Das Projekt fügt sich sehr gut in die Gesamtstrategie von Friends of the Earth ein, die auf die Umwandlung der herrschenden Systeme in ökologisch nachhaltige und sozial gerechte Gesellschaften zielt. «Die Verantwortung der reichen Länder im Norden ist enorm: Wir müssen uns neu ausrichten, hin zu mehr Suffizienz, aber auch zu mehr Kontrolle über die Machenschaften der multinationalen Unternehmen, die den übermässigen Konsum fördern und von ihm profitieren.»
Von TANIA ARAMAN, Redaktorin Pro Natur Magazin
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Dieser Artikel wurde im Pro Natura Magazin publiziert.
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