Quellaustritt (c) Oscar Voser / Pro Natura Aargau Oscar Voser
Gewässer

Inventar der natürlichen Quellen im Aargau

Wann haben Sie das letzte Mal im Aargau eine natürlich sprudelnde Quelle gesehen?
Natürliche und ungestörte Quell-Lebensräume sind sehr selten geworden. Dank der Unterstützung von 150 Freiwilligen, welche für Pro Natura Aargau die Quellen kartiert haben, liegt nun ein Inventar der Aargauer Quellen vor.

Zahlreiche Quellen sind in der Vergangenheit aus unserer Landschaft verschwunden, so sind sie etwa in Drainage-Röhren abgeleitet oder für die Trinkwassernutzung gefasst worden. Auch im Aargau war nicht bekannt, wo sich die letzten natürlichen Quellen befinden und wie deren Zustand ist. Mit dem nun abgeschlossenen Inventar hat Pro Natura Aargau im Auftrag des Kantons Aargau und in Zusammenarbeit mit creaNatira, UNA AG und dem Jurapark Aargau eine wichtige Grundlage geschaffen, so dass die verbliebenen Quellen besser geschützt und aufgewertet werden können. 

Lebensraum für spezialisierte Tierarten

Schweizweit kommen rund hundert Tierarten in Quellen vor. Diese Arten – wie etwa die Larven der Quelljungfer-Libelle und bestimmter Köcher- und Steinfliegenarten – sind hochspezialisiert und genau an diesen speziellen Lebensraum angepasst. Denn Quellwasser unterscheidet sich vom späteren Bachwasser, indem es beim Austritt kühl und arm an Sauerstoff und Nährstoffen ist. Entsprechend kommen hier nur Tierarten vor, die an diese Bedingungen angepasst sind.

Gestreifte Quelljungfer Eva Frei

Freiwillige für das Quellinventar

Während vier Jahren waren rund 150 Freiwillige im Einsatz für das Quellinventar. Nach einer Ausbildung haben sie an 7600 Standorten draussen über den gesamten Kanton verteilt, vermutete Quellstandorte überprüft, kartiert und fotografisch erfasst. 

Die gesammelten Daten dienen nun als wichtige Grundlage für den Schutz und die Förderung der Quell-Lebensräume, für die Beurteilung von Bauprojekten und für Bildung und Forschung.

Freiwillige Quellkartiererinnen und -kartierer Lisa Hallwyler

Resultate aus der Kartierung

Das Inventar hat umfangreiche, aber auch bedenkliche Resultate hervorgebracht. 

  • Nur noch 10% der Quellen befinden sich in natürlichem Zustand und 10% sind beeinträchtigt. 77% sind gefasst oder verschwunden (Datensatz: 7600 kartierte Standorte und 8300 vorgängig bekannte Quellfassungen). Da aber zahlreiche Quellfassungen nicht bekannt sind, ist der Anteil an natürlichen Quellen noch um einiges kleiner einzuschätzen. Der Quellforscher Jens Zollhöfer schätzte fürs das Mittelland einen Restbestand von 1% der natürlichen Quellen.
  • Die natürlichen und beeinträchtigen Quell-Lebensräume befinden sich grösstenteils im Wald (82%). Im Offenland sind sie sehr selten geworden (17%) und aus den Siedlungen praktisch ganz verschwunden (1%).
  • Aus den noch vorhandenen natürlichen Quellen fliesst oftmals nur noch wenig Wasser (Schüttung < 1 L/sec). Der Klimawandel wird die Situation weiter verschlechtern.
  • Die vorgefundenen Quell-Lebensräume sind oftmals klein und unscheinbar.

Selten und bedroht

Ein sehr grosser Anteil der natürlichen Quell-Lebensräume im Aargau ist bereits verschwunden, der Klimawandel wird diesen Trend weiter fortführen. Dies hat auch negative Auswirkungen auf die Quellfauna, die teilweise isoliert ist. Entsprechend wichtig ist es nun, die verbliebenen Quellen zu schützen und aufzuwerten. 

Quellflur Frauke Watzek

Quellen erhalten und wiederbeleben

Pro Natura Aargau engagiert sich auch weiterhin für die Quellen. So werden wir weitere Quellen revitalisieren und aufwerten. Aktuell suchen wir insbesondere im Offenland nach Möglichkeiten Quellen aufzuwerten. Ebenso wichtig ist die Information über diese kleinräumigen und unscheinbaren Lebensräume. Daher werden wir den Kanton bei der Ausbildung des Forstpersonals unterstützen.

 


Tipps für den Quellenschutz

  • Den sensiblen Quellbereich von Störungen (z.B. Abfall, Nährstoffen, Viehtritt, Fahrspuren, Besuchern, Nadelbäumen, Bauwerken usw.) freihalten
  • Aufgegebene Quellfassungen zur Renaturierung zur Verfügung stellen. Wir unterstützen Sie gerne dabei.
  • Quellen, etwa im Rahmen von Nutzungsplanungen, unter Schutz stellen
  • Den Wasserverbrauch reduzieren
  • Auf diesen vergessenen Lebensraum aufmerksam machen 

 

Dank

Vielen herzlichen Dank all den Kartierern und Kartiererinnen für Ihre wertvolle und engagierte Arbeit! 

Die Kartierung der Quellen führten wir im Auftrag des Kantons Aargau und in Zusammenarbeit mit der creaNatira, dem Jurapark Aargau und der UNA AG durch. Initiiert wurde das Projekt von Pro Natura Aargau. 

Bei der Aufwertung von Quellen arbeiten wir unter anderem mit Forst, Brunnmeistern, Gemeinden und Wasserversorgern zusammen.