Kanadische Goldrute Matthias Sorg
Siedlungsraum

Stoppt die invasiven, gebietsfremden Arten – helfen Sie mit

Lange unterschätzt, stellen invasive gebietsfremde Arten eine der grössten Bedrohungen für die Biodiversität dar. Sie können einheimische Arten verdrängen, zu Gesundheitsproblemen beim Menschen und zu ökonomischen Schäden führen.

Die Tier-, Pflanzen- und Pilzwelt in unserem Land ist in ständigem Wandel. Die Verbreitung von Arten verändert sich und passt sich neuen Verhältnissen an. Mit dem weltweiten Handel und der globalen Mobilität transportiert der Mensch vermehrt Arten absichtlich oder unabsichtlich über natürliche Verbreitungsgrenzen hinweg. 

Die Mehrheit dieser gebietsfremden Arten hat sich gut in unsere Umwelt integriert (z.B. die Strahlenlose Kamille). Einige wenige verdrängen aber in ihrer neuen Heimat die heimische Tier- und Pflanzenwelt und werden daher als «invasiv» bezeichnet. 

Invasive gebietsfremde Arten bedrohen damit unsere biologische Vielfalt. Sie können aber auch Krankheiten einschleppen, sich negativ auf die Gesundheit von Menschen auswirken (Allergien) und Infrastrukturen beschädigen. 

Invasive, gebietsfremde Pflanzen – darum sind sie heikel 

Als Neophyten bezeichnet man jene Pflanzen, die Menschen ab dem 16. Jahrhundert gezielt oder zufällig in fremde Gebiete einführten. Denn nachdem 1492 die europäischen Seefahrer zum amerikanischen Kontinent gelangten, begann eine Zeit, in der sich die Menschen immer häufiger vom einen Kontinent auf den anderen bewegten. Diese neuen Lebensräume wären von den Pflanzen auf natürliche Art und Weise nicht besiedelt worden. Von den knapp 4000 wildlebenden Pflanzenarten in der Schweiz sind gegen 750 gebietsfremde Pflanzen, sogenannte Neophyten. Von diesen verhalten sich gut 10 % «invasiv». Sie wachsen oft rasend schnell und verbreiten sich äusserst effizient. 

Ihre rasche Verbreitung liegt unter anderem daran, dass diesen Arten bei uns natürliche Feinde oder Krankheiten fehlen. So verdrängen die Neophyten die heimische Pflanzenwelt. Dadurch geraten wiederum jene Tierarten in Bedrängnis, die auf einheimische Pflanzen angewiesen sind, unter anderem die Raupen mancher Schmetterlinge. Beispiele für invasive Neophyten sind der Japan-Knöterich, die Kanadische Goldrute, der Sommerflieder und der Kirschlorbeer. 

Invasive, gebietsfremde Tiere – problematisch für die Artenvielfalt 

Von den 430 in der Schweiz vorkommenden gebietsfremden Tierarten, den sogenannten Neozoen, gelten 85 als invasiv (BAFU 2022). Dazu gehören zum Beispiel der Asiatische Marienkäfer oder die Rotwangenschildkröte.

Ein weiteres Beispiel sind amerikanische Krebsarten: Mit dem Aussetzen von drei amerikanischen Krebsarten wurde in Europa auch die Krebspest eingeschleppt. Die einheimischen Krebse sterben an diesem Pilz, während die sich stark verbreitenden invasiven Arten grösstenteils immun sind.

Die Samen des  Drüsigen Springkrauts werden mit dem Wasser weit verteilt Matthias Sorg
Drüsiges Springkraut an Bachlauf

Rechtliche Grundlagen

Das Umweltschutzgesetz USG legt fest, dass mit allen Arten in der Natur nur so umgegangen werden darf, dass sie die biologische Vielfalt nicht gefährden.  

Einige gebietsfremde Pflanzen und Tiere sind gemäss Freisetzungsverordnung FrSV in der ganzen Schweiz verboten. Diese sind im Anhang 2 der Freisetzungsverordnung aufgelistet. Davon sind aber längst nicht alle invasiven Arten betroffen. Viele Arten werden auf der einen Seite aufwändig bekämpft, auf der anderen Seite weiterhin verkauft und angepflanzt. Deswegen wird die Freisetzungsverordnung per 1. September 2024 angepasst. Neu dürfen über 50 Pflanzen nicht mehr verkauft werden. 

Zur Liste der seit 1. September 2024 verbotenenen Pflanzen und Tiere

Wie erkenne und entferne ich invasive Neophyten?

Fragen Sie sich, ob auch Sie unwissentlich invasive Neophyten beherbergen? Viele Kantone haben übersichtliche Merkblätter herausgegeben, wie Sie für die Biodiversität gefährliche Neophyten erkennen und entfernen.

Drei nützliche Merkblätter:

Erkennen – Entfernen – Entsorgen – Ersetzen: das Allerwichtigste in Kürze

  • Erkennen: Achtung, nur wenige Pflanzen sind invasive Neophyten. Arbeiten Sie mit einer Praxishilfe, um Verwechslungen auszuschliessen. Nicht, dass Sie versehentlich wertvolle, heimische Wildpflanzen entfernen.
  • Entfernen: Bitte verzichten Sie gerade im privaten Bereich auf den Einsatz von Pestiziden zur Bekämpfung von Neophyten. Kontaktieren Sie stattdessen unser Ratgeberteam.
  • Entsorgen: Die meisten Neophyten dürfen Sie nicht in Ihrem eigenen Garten oder Kompost entsorgen. Beachten Sie die Entsorgungs- und Kompostierungsmöglichkeiten Ihrer Gemeinde.
  • Ersetzen: Nun haben Sie Platz für einheimische Pflanzen: Beachten Sie Bodenbeschaffenheit und Lichtverhältnisse. Wählen Sie Pflanzen, die aus der Region stammen und vermeiden Sie Zuchtformen. Mit dem Online-Tool «Einheimisch oder nicht?» von Floretia finden Sie lokale Alternativen: Zur Datenbank

Neophyten und einheimische Alternativen

Pro Natura fordert vorbeugende Massnahmen

Wenn sich invasive gebietsfremde Arten in grosser Zahl ausbreiten, wird jede Abhilfe aufwändig und manchmal sogar wirkungslos. Vorbeugen ist deshalb die bessere Lösung.

Zum Beispiel:

  • in Gärten und Parks auf einheimische Pflanzen setzen.
  • keine Haustiere wie Goldfische, Schildkröten aussetzen.
  • keine gebietsfremden Arten importieren. Mit Pflanzen, Samen, Gemüse, Obst und Tieren können Sie unwissentlich Schädlinge einschleppen.

Website zum Problem der importierten Tiere und Pflanzen

Gefährdete Tier- und Pflanzenarten sind durch invasive gebietsfremde Arten zusätzlich bedroht.

Deshalb setzen wir unter anderem folgende Massnahmen um:

  • Wir entfernen invasive gebietsfremde Arten in den eigenen Schutzgebieten (z.B. die Kanadische Goldrute in Flachmooren).
  • Wir informieren darüber, wie Schäden an der Biodiversität durch invasive gebietsfremde Arten reduziert werden können. 
  • Wir informieren über Alternativen zu invasiven gebietsfremden Arten im Garten. 
  • In der politischen Arbeit fordert Pro Natura die rasche und konsequente Umsetzung der Strategie des Bundes zu den invasiven gebietsfremden Arten.

Freiwilliger am jäten des Drüsigen Springkrauts
Zahlreiche Freiwillige von Pro Natura beteiligen sich bei der Entfernung der invasiven Neophyten – oft in mühsamer Handarbeit.

Heimische Wildpflanzen: Schön und wertvoll

Mit der Wahl einheimischer Pflanzen für Ihren Garten fördern Sie die Artenvielfalt. Jede Wildpflanze bietet Nahrung für bestimmte Tierarten und lockt diese an. Je grösser die Pflanzenvielfalt, desto grösser ist auch die Vielfalt an Tieren in Ihrem Garten.

Nicht nur der ökologische Wert einheimischer Pflanzen ist deutlich höher als der von Neophyten. Auch an Farben und Formen übertrumpfen die zahlreichen einheimischen Pflanzen viele Neophyten mit Leichtigkeit. Wir wünschen Ihnen entspannte Stunden in Ihrem bunten Naturgarten!

Bestellen Sie bei uns den reich bebilderten Flyer «Invasive Neophyten im Garten». Auf Wunsch senden wir Ihnen gerne mehrere Exemplare zu. Bitte nehmen Sie mit uns per E-Mail Kontakt auf: @email

Eine Auswahl einheimischer Ersatzpflanzen