Abschuss von Jungwölfen ist keine Lösung
Stellungnahme des WWF und Pro Natura zum Antrag der Kantone SG und GR ans BAFU, zwei Jungwölfe aus dem Calanda-Rudel zu töten.
Der WWF und Pro Natura kritisieren den Antrag der Kantone St. Gallen und Graubünden an das BAFU, zwei Jungwölfe aus dem Calanda-Rudel wegen „problematischen Verhaltens“ abzuschiessen. Die Anfrage kommt voreilig, die Fakten-Grundlage ist nicht überprüfbar und vor allem ist die erhoffte Wirkung – ein Lerneffekt – sehr fraglich.
Die Kritikpunkte im Detail:{{abstand::6}}
- Es gibt bis heute keine fachlichen Grundlagen zur Einschätzung von Wolfsverhalten. Die Einstufung in Verhaltenskategorien ist deshalb subjektiv. Die Gefahr besteht, voreilig ungewohntes Verhalten als problematisch einzustufen.
- Es ist nicht ungewöhnlich und muss nicht a priori problematisch sein, dass Wildtiere nahe an Siedlungen herankommen, wie wir das von Reh und Fuchs kennen.
- In Europa kennt man kaum Zwischenfälle mit Wölfen. Die Gefahr für den Menschen ist als minimal zu bezeichnen.
Die Verunsicherung der Bevölkerung muss ernst genommen werden. Dabei Abschüsse jedoch als wichtigste Massnahme einzusetzen, wird das Zusammenleben nicht vereinfachen. Es ist überhaupt nicht bewiesen, dass Abschüsse von Jungwölfen zur Folge haben, dass ihre Familiengefährten das Verhalten ändern und scheuer werden.
Sollte das BAFU der Anfrage der beiden Kantone stattgeben und den Abschuss der zwei Jungwölfe erlauben, müssen die Abschüsse wissenschaftlich begleitet und die Auswirkungen genau dokumentiert werden. Denn reine Psychohygienemassnahmen bringen uns beim Umgang mit den natürlich zurückkehrenden Wölfen nicht weiter. Sonst besteht die Gefahr, dass auch in Zukunft bei jeder Unsicherheit gleich zur Flinte gegriffen wird.
Die beiden Organisationen werden das allfällige Abschussdossier genau studieren und behalten sich rechtliche Schritte vor.
Kontakt:{{abstand::6}}