20.06.2015

Renaturierte Rheinaue Rietheim: Ein grosser Wurf für die Natur

Der grösste Fluss der Schweiz erhält eine alte Aue zurück. Heute wird die renaturierte Rheinaue bei Rietheim zwischen Bad Zurzach und Koblenz feierlich eröffnet. 90 Jahre nachdem ein ehemaliger Seitenarm des Rheins zugeschüttet wurde, fliesst dort wieder Wasser und schafft neues Auen-Leben. Dem Kanton Aargau und Pro Natura gelingt damit eine Naturwiederbelebung von nationaler Bedeutung. Davon profitieren nicht nur Fauna und Flora, sondern auch uns Menschen wird Erholungsraum zurückgegeben.

Von der Idee Ende bis zur Eröffnung der Rheinaue am 20. Juni 2015 sind fast 20 Jahre vergangen. Es wurde diskutiert, skizziert, berechnet, geplant, verhandelt, finanziert und gebaut (siehe Box). «Der Aufwand hat sich gelohnt. Der Kanton Aargau, die Gemeinde Rietheim, die Landwirtschaft und Pro Natura haben eine Lösung gefunden, bei dem Mensch und Natur gewinnen», freut sich Urs Tester, Pro Natura Abteilungsleiter Biotope und Arten. «Die wiederbelebte Rheinaue ist ein Projekt mit nationaler Strahlkraft. Es soll Ermunterung sein für andere Kantone, Gemeinden und Körperschaften, gemeinsam an weiteren natürlichen Flusslandschaften zu arbeiten», so Tester weiter.

 

Arten kehren rasch zurück

Auen sind die Regenwälder der Schweiz, sowohl in ihrer Bedeutung für die Biodiversität als auch in ihrem Schicksal der Zerstörung. Rund zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten der Schweiz leben in diesen zeitweise überschwemmten Gebieten. Die heutigen Auen der Schweiz machen aber nur noch 10 Prozent der ursprünglich vorhandenen Auen aus. Es sind die letzten Reste dieser einst weitverbreiteten wildromantischen Flusszonen. Landgewinnung und harte Uferverbauungen haben diese Oasen der Artenvielfalt verkümmern lassen. Die Wiederbelebung der alten Aue bei Rietheim zeigt bereits Wirkung: Unter anderem sind Gelbbauchunke, Eisvogel, Ringelnatter, Grünschenkel, Kreuzkröte, Prachtlibelle, Pirol, Biber oder Bruchwasserläufer bereits wieder zurückgekehrt.

 

Staunen vom Dach des Bunkers

Auch der Mensch erhält ein Stück Erholungsraum zurück. Mit geschickter Besucherlenkung und Information werden die Bedürfnisse von geschützten Tieren und Erholungssuchenden in Einklang gebracht. Dafür wurden eine innere Ruhezone mit Betretungsverbot und eine Randzone für Besucherinnen und Besucher eingerichtet. Naturinteressierte können das Naturschauspiel von einem Weidenpalast oder vom Dach eines ehemaligen Bunkers beobachten.

 

Box:

Initialzündung für ein neues Naturparadies
Vor 90 Jahren wurde der «Chly Rhy», ein Seitenarm des Rheins bei Rietheim AG zugeschüttet, um Land zu gewinnen. Der Landstrich wurde in den 1960er-Jahren zudem so stark angehoben, dass der Auen-Lebensraum zugunsten von neuem Landwirtschaftsland zerstört wurde. Auen leben von periodischen Überschwemmungen. Zum Verschwinden der Auen-Ökologie hat auch das Aufforsten mit standortfremden Pappeln beigetragen.

Die imposante Wiederbelebung der alten Aue macht also teilweise rückgängig, was damals zerstört wurde. Einige Fakten zum Projekt des Kantons Aargau und Pro Natura Aargau: 11 Millionen Franken, fast 50 Fussballfelder Fläche, 1.5 Kilometer renaturierter Altarm («Chly Rhy»). Die renaturierte Aue liegt zwischen Koblenz und Bad Zurzach im Kanton Aargau, im letzten noch frei fliessenden Abschnitt des Rheins zwischen Bodensee und Basel. Seit 2013 wird an der Wiederbelebung der Aue gearbeitet, nachdem zuvor 15 Jahre geplant wurde. Es ist nach und nach eine Wasserlandschaft mit Seitenarmen, Grundwasserseen, Lehmtümpeln, Feuchtwiesen und Trockenstandorten entstanden. Diese Vielzahl verschiedener Lebensräume in Auen bringt mit sich, dass sehr viele Tier- und Pflanzenarten in diesen Ökosystemen vorkommen.

 

 

Pressebilder:

Download unter www.pronatura.ch/bilder-rheinaue-rietheim

 

Internet:
www.auenrietheim.ch
www.ag.ch

 

Weitere Auskünfte:
Urs Tester, Pro Natura Abteilungsleiter Biotope und Arten, Tel. 079 534 16 32, @email

Ulysses Witzig, Schutzgebietsverantwortlicher Pro Natura Aargau und Co-Leiter des Projekts, Tel. 079 209 73 52, @email
Medienstelle: Roland Schuler, Tel. 061 317 92 24, 079 826 69 47, @email