26.01.2016

Kostbar, aber bedroht: die wertvollsten 2 Prozent des Landes

Biotopinventare von nationaler Bedeutung

Am 29. Januar endet die Anhörung zur Revision der Biotopverordnungen. Diese sind die Grundlage, um die wichtigsten natürlichen Lebensräume wie Moore, Auen oder Trockenwiesen zu erhalten. Leider ändert die Vorlage am Kern des Problems nichts: Es fehlt am politischen Willen und an den Finanzen, diese ökologisch wertvollsten Gebiete vor dem Verschwinden zu schützen.

Das Natur- und Heimatschutzgesetz schreibt vor, dass die Verordnungen und die dazugehörenden Inventare der wertvollsten Lebensräume der Schweiz regelmässig überprüft werden müssen. Mit der aktuellen Revision erfüllt der Bund seine Pflicht. Diese «Papierschuld» hat er erfüllt. Jedoch wird das Hauptproblem dieser wichtigsten Überlebensräume bedrohter Arten in der Schweiz nicht gelöst: Der an sich gute gesetzliche Schutz wird nur mangelhaft vollzogen, und die notwendigen Mittel, um die Rückzugsräume von nationaler Bedeutung für die Zukunft zu sichern, werden politisch nicht zur Verfügung gestellt.


Problem seit langem bekannt
Das Problem, dass die wertvollsten Biotopflächen ständig an Ausdehnung und Qualität verlieren, ist längst bekannt. Dabei geht es um weniger als 2 Prozent der Landesfläche. Eine Studie der WSL, des Forums Biodiversität und von Pro Natura zu den Biotopschutzkosten zeigte bereits 2009 auf, dass der Bund und die Kantone zu wenig Geld in den Schutz der Biotope von nationaler Bedeutung investieren. Seither hat sich wenig geändert. «So wird in Kauf genommen, dass die vom Gesetz geschützten Lebensräume wie Auen, Amphibienlaichgebiete, Trockenwiesen und -weiden sowie Moore trotz Schutzstatus nach und nach und vor unseren Augen verkümmern», kritisiert Mirjam Ballmer, Projektleiterin Naturschutzpolitik. «Moore vertrocknen und verbuschen, Auen und Laichgebiete werden trockengelegt, Trockenwiesen wachsen zu oder verfetten.»

Kürzlich haben die Akademie der Naturwissenschaften SCNAT und das Forum Biodiversität mit der Studie «Zustand der Biodiversität in der Schweiz 2014» diese Analyse bestätigt. Die Wissenschaft stellt fest: «Viele Lebensräume haben in den vergangenen Jahrzehnten grosse Areal- und Qualitätsverluste erlitten. Arten benötigen aber für ihr Überleben intakte Lebensräume.»

Es ist deshalb an der Zeit, dass Bund und Kantone nicht nur ihren vorgeschriebenen Auftrag zur Revision der gesetzlichen Grundlage erfüllen, sondern auch den Zweck des Gesetzes – die wichtigsten Lebensräume der Schweiz zu schützen und zu erhalten. Pro Natura fordert deshalb Bund und Kantone auf, endlich jene rund 2 Prozent unserer Landesfläche, die so etwas wie die Arche Noah der Schweizer Biodiversität sind, optimal zu schützen und zu pflegen.

Studie zu den Biotopschutzkosten:
www.pronatura.ch/biodiversitaet-in-der-schweiz (Spalte rechts)

Weitere Auskünfte:

  • Mirjam Ballmer, Projektleiterin Naturschutzpolitik, Tel. 079 416 65 94, @email
  • Medienstelle: Roland Schuler, Tel. 061 317 92 24, 079 826 69 47, @email