28.03.2019

Wildtiere brauchen intakte Wege

An der heutigen Pro Natura Tagung zum Thema «Wildtierkorridore» hat sich bestätigt: Der Zustand der Wildtierkorridore in der Schweiz ist schlecht. Die technischen Lösungen zu deren Sanierung sind vorhanden, aber es harzt beim Vollzug. Pro Natura fordert von Bund und Kantonen, endlich zu handeln.

Wildtiere müssen wandern können: Vom Schlaf- zum Futterplatz, zwischen ihren Sommer- und Winterlebensräumen oder, um neue Gebiete zu besiedeln. Strassen, Bahnlinien und Siedlungen schränken die Bewegungsfreiheit der Wildtiere jedoch immer stärker ein. Jährlich sterben rund 20‘000 grössere Wildtiere auf Schweizer Strassen. An der heutigen Fachtagung «Wildtierkorridore» in Bern erhielten die rund 100 Teilnehmenden aktuelle Informationen zu den überlebenswichtigen Querungshilfen.

Vernetzung ist zentral für die Biodiversität

Claude Fischer von der Hochschule für Landschaft, Technik und Architektur (HEPIA) betonte die Wichtigkeit von Wildtierbrücken für die Vernetzung der Lebensräume. Dies sei entscheidend, um die Ziele der Schweizer Biodiversitätsstrategie zu erreichen. Adrien Zeender vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) hielt fest, dass auch die Leitelemente im Gelände zentral seien. Diese dienten nicht nur der Artenförderung, sondern kämen auch dem Menschen zugute: «Es gibt weniger Unfälle und die Landschaft ist vielfältiger!»

In der Praxis zählt die Funktionalität

Antonio Righetti von B+S Ingenieure und Planer hob die Bedeutung funktioneller Bauwerke als Vernetzungselemente in der Kulturlandschaft hervor und wurde darin vom Wildbiologen Stefan Suter von WildLife Solutions bestätigt: «Eine Wildtierpassage ist erst dann fertiggestellt, wenn mit einer Wirkungskontrolle überprüft wurde, dass das Bauwerk die Bedürfnisse der Wildtiere auch wirklich erfüllt.»

Wildtierbrücken aus Holz sind die Zukunft

Beschleunigen lässt sich die Sanierung unterbrochener Wildtierkorridore mit Brücken aus Holzelementen. «Im Unterschied zu den üblichen Betonkonstruktionen sind Wildtierbrücken aus Holz ressourcenschonend, dauerhaft und schneller gebaut», so Lukas Rüegsegger von der Firma Timbatec. «Grünbrücken aus Holz versöhnen Natur und Technik», brachte Karl Kleinhanss von der deutschen Qualitätsgemeinschaft Holzbrückenbau QHB die Vorteile von Holzbrücken auf den Punkt.

Bund und Kantone sind gefragt

Die Herausforderungen bei der Sanierung der Wildtierkorridore auf Kantonsebene schilderte Catherine Strehler von der Abteilung Biodiversität und Landschaft des Kantons Waadt. Marguerite Trocmé vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) hielt zur Situation beim Nationalstrassennetz fest, dass zusätzlich zu den 30 bestehenden Wildtierbrücken mittlerweile zwei weitere im Bau und 16 in Planung seien. Dennoch: Nachdem jahrzehntelang zu wenig unternommen worden ist, damit Wildtiere Strassen sicher queren können, drängt die Zeit. Sara Wehrli, Wildtierspezialistin bei Pro Natura, appellierte daher an die Behörden, die neuen technischen Möglichkeiten zu nutzen und die überfällige Sanierung der Schweizer Wildtierkorridore voranzutreiben.

Weitere Auskünfte

Sara Wehrli, Verantwortliche Grosse Beutegreifer und Jagdpolitik, Pro Natura, Tel. 061 317 92 08, @email

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