Der Bachflohkrebs ist das Tier des Jahres 2021
Mit dem diesjährigen Pro Natura Tier des Jahres lässt sich einfach Bekanntschaft machen: Wer in einem sauberen Bach ein angeschwemmtes Blatt oder einen Stein wendet, entdeckt fast sicher eines oder mehrere Exemplare des Bachflohkrebses. In seitlicher Körperlage rudern die kaum fingernagelgrossen Krebstierchen eilig davon, um sich wieder zu verstecken.
Schlüsselposition in der Nahrungskette
Der Bachflohkrebs ist die häufigste Flohkrebsart der Schweiz. Er besiedelt fast alle Landesteile von den tiefsten Lagen bis auf etwa 1300 Meter über Meer. Einzig im Tessin und in einigen Südtälern scheint die Art zu fehlen. Bachflohkrebse ernähren sich von abgestorbenen Wasserpflanzen und Falllaub. In sauberen, eher kühlen Bächen können sich Tausende von Tieren auf einem einzigen Quadratmeter tummeln. Das macht die Bachflohkrebse zu einer wichtigen Nahrungsquelle für Fische und andere Wassertiere.
Sensor für Wasserqualität
Bachflohkrebse reagieren empfindlich auf Gewässerverschmutzungen. Deshalb werden sie auch als Indikatoren für die Sauberkeit von Gewässern genutzt. Das verschafft den kleinen Bachbewohnern angesichts der aktuellen Pestizid- und Düngerproblematik erhöhte Aufmerksamkeit. Schliesslich sind gerade die kleineren Bäche im Landwirtschaftsgebiet besonders von Schadstoffeinträgen betroffen. Dies schadet den Bachflohkrebsen und wegen deren zentraler Rolle im Ökosystem indirekt auch Fischen und anderen Arten.
Pro Natura renaturiert Flüsse, holt eingedolte Bäche ans Tageslicht und schützt Quellen. Dies schafft in der ganzen Schweiz neue Wasserwelten für Bachflohkrebse und alle anderen Gewässerarten.
Weitere Informationen zum Tier des Jahres 2021:
Dossier zum Tier des Jahres 2021: Der Bachflohkrebs
Pressebilder (bitte Hinweis zu den Verwendungsrechten beachten)
Kontakt:
Franziska Rosenmund, Medienverantwortliche Pro Natura, Tel. 079 826 69 47, @email
Michael Casanova, Projektleiter Gewässerschutz Pro Natura, Tel. 061 317 92 29, [email protected]
Gammarus fossarum – eine ökologische Wundertüte
In den letzten Jahren wurde die Forschung zur Flohkrebs-Fauna der Schweiz intensiviert. Dabei tat sich der Wissenschaft eine faszinierende Welt genetischer Vielfalt auf. Mindestens 40 Arten leben in der Schweiz, wobei sich gerade der Bachflohkrebs als ökologische Wundertüte entpuppte. Äusserlich gleich aussehende Tiere können genetisch zu unterschiedlichen Arten gehören. Die Wissenschaft bezeichnet diese Situation als «Artkomplex». Die Forschungsarbeiten gehen weiter, um diese bisher weitgehend unbekannte Biodiversität in unseren Gewässern besser zu verstehen.
Projekt Amphipod.CH
Online-Bestimmungsschlüssel für Bachflohkrebse