Bundeshaus in Bern Matthias Sorg/Pro Natura
04.03.2022 Biodiversitätskrise

Eine unzureichende Antwort auf die Krise

Heute hat der Bundesrat seinen indirekten Gegenvorschlag zur Biodiversitätsinitiative vorgestellt. Angesichts der Tatsache, dass die Schweiz eines der Länder in Europa ist, das ihre natürlichen Ressourcen und kulturellen Reichtümer am wenigsten schützt, gibt der Gegenentwurf eine ungenügende Antwort auf die akute Biodiversitätskrise und den Verlust von Landschaft und Baukultur. Die Initiant:innen erwarten nun vom Parlament, dass es den Gegenentwurf deutlich verbessert und damit das Ziel der Biodiversitätsinitiative erreicht: Schutz unserer Natur, unserer Landschaften und unseres baukulturellen Erbes. Denn sie sind unersetzlich und ernsthaft gefährdet.

«Der Bundesrat anerkennt den dringenden Handlungsbedarf zur Rettung unseres Natur- und Kulturerbes, das ist ein wichtiger erster Schritt», betont Raffael Ayé vom Trägerverein. Die Initiant:innen begrüssen insbesondere, dass die Ökologische Infrastruktur im Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) verankert wird und dass Wert auf eine hochwertige Baukultur gelegt wird. Positiv werten die Initiant:innen auch, dass die Kantone bei der Sicherung der Biodiversität besser unterstützt werden.

Um die Biodiversitätskrise zu lösen, ist der Gegenvorschlag jedoch unzureichend. Die Schweiz braucht mehr Flächen für die Biodiversität, die in der Ökologischen Infrastruktur gesichert und vernetzt werden. Zudem sind die in der Vernehmlassung vorgesehenen Fischschutzgebiete wieder aufzunehmen. Auch was die finanziellen Mittel betrifft, ist der Vorschlag des Bundesrates ungenügend. Denn die vorgeschlagenen 96 Millionen Franken reichen nicht einmal für den Unterhalt der wertvollsten Naturflächen der Schweiz, die gerade einmal zwei Prozent der Landesfläche ausmachen. Stefan Kunz vom Trägerverein ergänzt: «Dabei sind die Gelder des Bundes für Natur- und Landschaftsschutz gut investiertes Geld», denn sie kommen der Schweizer Wirtschaft und insbesondere dem lokalen Gewerbe zugute. Sie fliessen bereits heute zu rund 40 Prozent in die Landwirtschaft, zu gut 20 Prozent in die Bauwirtschaft und zu rund 40 Prozent in Planungsbüros, Forstbetriebe und Unterhaltsfirmen.   

«Nur mit deutlichen Verbesserungen des Gegenvorschlags des Bundesrates können wir unsere Natur, unsere Landschaften und unser baukulturelles Erbe, die unsere Schweizer Identität prägen, erhalten», erinnert Urs Leugger-Eggimann vom Trägerverein. 
 

Kontakt:

  • Urs Leugger-Eggimann, Zentralsekretär Pro Natura, 079 509 35 49 
  • Raffael Ayé, Geschäftsführer BirdLife Schweiz, 076 308 66 84 
  • Stefan Kunz, Geschäftsführer Schweizer Heimatschutz, 079 631 34 67
  • Franziska Grossenbacher, Stv. Geschäftsleiterin Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, 076 304 43 58 


Biodiversitätsinitiative

Die Biodiversitätsinitiative sichert die Vielfalt in der Natur, der Landschaft und der Baukultur. Dazu fordert sie mehr Geld und Fläche für die Biodiversität und verankert einen stärkeren Schutz von Landschaft und baukulturellem Erbe in der Verfassung. 

Heute handeln, um die Schönheit der Schweiz zu bewahren. 
Unsere Natur, unsere Landschaften und unser baukulturelles Erbe sind unersetzlich. Alle drei sind heute in der Schweiz stark gefährdet: 

  • 60 Prozent der Insektenarten in der Schweiz sind bedroht. Diese Bedrohung betrifft auch uns Menschen, denn Insekten spielen eine wesentliche Rolle bei der Gewährleistung unserer Ernährungssicherheit; insbesondere bei der Bestäubung und der Fruchtbarkeit des Bodens. 
  • Die schönen Schweizer Landschaften sind unter Druck, vor allem aufgrund der enormen Bautätigkeit. In den letzten Jahren wurde durchschnittlich eine Fläche von gut acht Fussballfeldern pro Tag überbaut.   
  • Auch unser bauliches Erbe fällt dem Bauboom zum Opfer: Historische Gebäude werden zerstört, ganze Orte werden durch rein kosten- und nutzenorientierte Bauten ihrer Seele beraubt. 

Dieser Verlust ist oft unumkehrbar. Wenn eine Art ausstirbt, wenn eine Landschaft verunstaltet und banal wird, wenn ein historisches Bauwerk zerstört wird, erleben sie keine Wiederauferstehung. Die heutigen Planungsinstrumente und Investitionen reichen nicht aus, um die fortschreitende Verarmung aufzuhalten. Ein breites Bündnis von Organisationen aus Landwirtschaft, Wald, Jagd, Fischerei, Pärken, Forschung und Naturschutz unterstützt die Biodiversitätsinitiative – damit auch unsere Kinder die Schönheit der Schweiz erleben!
www.biodiversitaetsinitiative.ch 


 

Weiterführende Informationen

Info

Reaktion auf indirekten Gegenvorschlag zur Biodiversitätsinitiative

Titelbild © Matthias Sorg