Entscheid Swissmilk-Beschwerde
In ihrer Begründung geht sie davon aus, dass die Konsumenten den negativen Zusammenhang zwischen intensiver Milchwirtschaft und Biodiversitätskrise kennen und darum von «Lovely» nicht in die Irre geführt werden. Wir bezweifeln das und bedauern, dass solch schönfärberische Werbung weiterhin zulässig ist.
90% der Milch stammt aus intensiver Milchwirtschaft
Im Rahmen der laufenden Kampagne der Schweizer Milchproduzenten mit Kuh Lovely werden die Schweizer Konsumenten und Konsumentinnen über die Vorzüge einer standortangepassten und weidebasierten Milchproduktion informiert. Allerdings:
- Nur rund 10 Prozent der gesamten Milchproduktionsmenge stammen aus einer standortangepassten Milchproduktion.
- Rund 90 Prozent der Milch stammt aus der intensiven Schweizer Milchwirtschaft. Diese verursacht ökologische Schäden und darüber wird die Bevölkerung nicht aufgeklärt.
Konsumentinnen und Konsumenten werden mit dem Slogan der Kampagne «Lovely fördert und liebt Biodiversität» deshalb in die Irre geführt. «Wir bedauern, dass die Schweizerische Lauterkeitskommission dies als unproblematisch erachtet und dass solche Werbung in der Schweiz zulässig ist», kommentiert Marcel Liner Landwirtschaftsexperte bei Pro Natura den Entscheid. «Dass der kausale Zusammenhang der intensiven Schweizer Milchwirtschaft und der herrschenden Biodiversitätskrise den durchschnittlichen Konsumentinnen und Konsumenten bewusst ist, wie dies die Lauterkeitskommission annimmt, bezweifeln wir».
Die Biodiversität leidet unter den Stickstoffeinträgen
Wir haben bereits in unserer Beschwerde anerkannt, dass Rinder wie die Kuh Lovely unter standortangepassten Bedingungen im Grünland biodiversitätsfördernd wirken. Das Problem liegt denn auch nicht bei Lovely selbst, sondern bei ihren vielen Kolleginnen:
«So wie Tausende Autos, die im Stau stehen, nicht mobilitätsfördernd sind, sind auch die halbe Million Milchkühe in der Schweiz nicht biodiversitätsfördernd, sondern im Gegenteil in vielen Regionen biodiversitätsschädigend.» – Marcel Liner
Gemäss dem Faktenblatt der Schweizer Akademie der Naturwissenschaften von 2020 sind die kritischen Belastungsgrenzen für Stickstoffeinträge in die Umwelt vielerorts deutlich überschritten und beeinträchtigen die Biodiversität sowie die Waldfunktionen stark:
- Zwei Drittel des Stickstoffes, der in die Umwelt gelangt, wird durch Ammoniak-Emissionen der Landwirtschaft verursacht.
- Davon trägt die Tierproduktion, angetrieben durch die Nachfrage nach Fleisch und Milchprodukten, 90 Prozent bei.
Wir werden weiterhin auf die biodiversitätsschädigenden Auswirkungen der intensiven Milchwirtschaft in der Schweiz aufmerksam machen, um unsere Biodiversität – die Lebensgrundlage für die nächste Generation – zu erhalten.
- Matthias Sorg