Wildnis Caroline Fink
07.09.2023 Biodiversitätskrise

Eine Legislaturbilanz zum Umweltschutz

Am 22. Oktober 2023 wählt die Schweiz ein neues Parlament. Schaffen wir es, die Wahlen zur grossen Chance für die Natur zu machen? Für zukünftige Entscheidungen hilft manchmal ein Blick zurück. Daher schauen wir uns die letzte Legislatur an.

Wir blicken zurück auf die letzte Legislaturperiode. Dabei werten wir aus, welche Positionen unsere bisherigen Parlamentarierinnen und Parlamentarier in umweltrelevanten Abstimmungen vertreten haben. Wo konnte die Natur profitieren, wo haben wir Menschen sie weiter zurückgedrängt? 

Energie- und Klimathemen

In der jetzigen Legislatur haben sich bei Energie- und Klima­themen Gräben gezeigt: Die Förderung der Foto­voltaik wurde weiterhin gebremst. Erst mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der nicht eingetretenen Strommangellage erschien es der politischen Mehrheit plötzlich sinnvoll, erneuerbare Energien möglichst konsequent zu fördern. Die aktuelle Debatte um den Vollzug der Energie­wende zeigt jedoch; die Energiezukunft soll laut dem Parlament nicht im Einklang, sondern auf Kosten der Natur gestaltet werden – selbst mit dem Segen aus links-grünen Kreisen.

Gletschervorfeld
«Umweltinteressen kommen immer zuletzt»
Pro Natura Präsidentin und SP-Nationalrätin Ursula Schneider Schüttel blickt zurück auf die letzte Legislatur.

Landwirtschaftspolitik: Eine durchzogene Bilanz

Wir alle müssen uns mehr mit den Fragen: Woher kommen unsere Lebensmittel, unter welchen Bedingungen werden sie angebaut und wie geht es unseren sogenannten Nutztieren? Auch ein Blick auf die Umweltbelastung ist wichtig. Jährlich gelangen:

54 t
Pestizide ins dicht besiedelte Mittelland.
80054 t
Stickstoff in die Umwelt.
54 t
Phosphor in die Umwelt.
Getreidefeld
Mit ökologischer Landwirtschaft in eine Ernährung mit Zukunft
Dünger & Pestizide, schwere Maschinen & neue Transportwege sowie unser Hunger nach Fleisch, Milch, Ei & Co. verursachen massive Umweltprobleme. Ein umweltverträgliches Ernährungssystem ist entscheidend, um die Klima- und die Biodiversitätskrise abzuwenden.

Strategie «Aussitzen» — mit fatalen Folgen für die Biodiversität

Vor fast 30 Jahren veröffentlichte das Bundesamt für Umwelt die erste «Rote Liste der gefährdeten Tierarten in der Schweiz» und warnte in ungewohnt schrillem Ton: «Geradezu alarmierend wirkt die Erkenntnis, dass bei 10 der 17 bearbeiteten Tier­gruppen bereits mehr als 50 Prozent des Artenbestandes als gefährdet ­eingestuft werden musste!» Die Warnung bewirkte wenig – und die Krise verschärfte sich.  

Im September 2022 beschäftigte sich das Parlament mit der Biodiversitätsinitiative und dem indirekten Gegenvorschlag des Bundesrats (Revision NHG). Dieser wollte im Gesetz verankern, dass 17 Prozent der Landesfläche als -Biodiversitätsschutzgebiet ausgeschieden wird. Die SVP und der Bauernverband wehrten sich vehement dagegen: «Die Bevölkerung hat zurzeit ganz andere Probleme als eine Biodiversitätskrise, die es so nicht gibt», erklärte etwa Michael Graber (SVP, VS). 

Wald
Wie steht es um die Biodiversität in der Schweiz?
Lebensräume verschwinden. Tier- und Pflanzenarten sterben aus. Die Biodiversitätskrise betrifft uns Menschen ganz direkt. Wie hängt das alles zusammen?