Artenschutzprojekt Juchtenkäfer im Kanton Solothurn
Der Juchtenkäfer oder Eremit (Osmoderma eremita) ist in der Schweiz sehr selten und vom Aussterben bedroht. Aktuelle Funde gibt es nur in Solothurn und in der Stadt Genf.
Bei den ersten Erhebungen zu Beginn unseres Artenschutzprojektes haben wir den Juchtenkäfer an zwei neuen Standorten nahe der Stadt Solothurn nachweisen können. Ferner wurden diverse potentielle Standorte entdeckt, die nun weiter beobachtet werden. Leider liessen sich zwei Nachweise in der Stadt aus dem Jahr 2009 nicht mehr bestätigen.
Auch andere seltene und gefährdete Holzkäferarten aus den Familien der Blatthornkäfer, Bockkäfer, Prachtkäfer, Schnellkäfer und Schwarzkäfer wurden bei den Untersuchungen erfasst: so beispielsweise der Lindenprachtkäfer (Lamprodila rutilans) oder der Marmorierte Goldkäfer (Protaetia marmorata).
Massnahmen zum Schutz des seltenen Käfers
- Alte Bäume auf Käferbestand absuchen.
- Bäume markieren (mit speziellem Schild), pflegen und erhalten.
- Informationen zum Käfer verbreiten.
- Sensibilisieren der Bevölkerung und Aufruf zur Mithilfe bei der Käfersuche.
- Zusammenarbeit mit Werkhöfen und Baumbesitzern.
Pro Natura Solothurn führt das Artenschutzprojekt in Zusammenarbeit mit dem Amt für Raumplanung des Kantons Solothurn durch.
Über den Juchtenkäfer
- Der Juchtenkäfer ist in der Schweiz sehr selten und vom Aussterben bedroht.
- Die Käfer leben in faulem, altem Holz (sogenanntem Mulm) von verschiedenen, sehr alten Bäumen.
- Als einzige Nahrung verwerten sie den Mulm, der vorher durch spezielle Pilze befallen wurde.
- Die Entwicklung (Ei-Larve-Puppe-Käfer) dauert mehrere Jahre, lediglich die Larve frisst das morsche Holz.
- Als ausgewachsene Käfer leben die Tiere nur einige Tage.
- Die Paarung und Eiablage erfolgt meist in der selben Baumhöhle.
- Während heisser, sonniger Sommertage (Juli/August) fliegen die Käfer oft aus und suchen sich eine neue, für die Eiablage geeignete Baumhöhle.
- Die Käfer fliegen höchstens 100 m weit von ihrer angestammten Höhle weg. Sie sind schlechte Flieger.
- Deshalb ist es für die Ausbreitung des Juchtenkäfers wichtig, dass immer mehrere sehr alte Bäume unweit von einander stehen.
Wann und wo kann man den Juchtenkäfer entdecken?
Die meiste Zeit lebt der Juchtenkäfer in seiner Baumhöhle. Nur an sehr warmen Tagen, meist zur Dämmerungszeit, kann er ausfliegen und sucht sich eine neue, geeignete Höhle für die Eiablage.
Man kann ihn am Stamm von dicken, alten Bäumen v.a. Linden und Eichen oder in der Nähe solcher Bäume finden. Bei misslungenen Flugversuchen fällt er zu Boden.
Was tun bei einem Fund?
- Befindet sich das Tier an einem Baum und in Sicherheit: Möglichst fotografieren und den Standort merken.
- Falls er am Boden liegt und in Gefahr ist (z.B. durch zertreten werden): Einsammeln und in ein Gefäss legen (Konfitüreglas, Becher, Schachtel etc.)
- MELDEN an: @email, siehe auch Adresse oben rechts.
Arten erkennen: Achtung Verwechslungsgefahr
Der Juchtenkäfer (Osmoderma eremita) ist 3 - 4 cm lang
schwarz-braun, ohne Muster
- Michael Blanc
Marmorierter Goldkäfer (Protaetia lugubris), 2 - 2.5 cm lang
mit weissem Muster
- Lea Kamber
Balkenschröter (Dorcus parallelipipedus), 2 - 3 cm lang
schwarz, breiter Kopf mit Zangen
- Lea Kamber
Gemeiner Mistkäfer (Geotrupes stercorarius), 1.5 - 2 cm lang
blauschimmernd
- Lea Kamber
Lebensraum alte Bäume und Totholz
Die Holzkäfer sind - wie der Name sagt - auf Holz angewiesen, d.h. sie benötigen das Holz als einzige Nahrungsquelle während ihrer Larvenphase. Diese dauert ein bis mehrere Jahre. Als ausgewachsene Käfer leben die Tiere nur noch kurz (Tage bis Wochen), paaren sich und legen ihre Eier auf geeignetem Holz ab. In alten Bäumen mit Höhlen und abgestorbenen Ästen, sowie in Totholz finden die Holzkäfer geeigneten Lebensraum zur Entwicklung ihrer Nachkommen.
Diese Käferbäume sind mit besonderer Sorgfalt zu pflegen und so lange wie möglich zu erhalten. In Obstgärten sollten abgestorbene Bäume stehen gelassen werden, damit sich darin lebende Käferlarven fertig entwickeln können.
Alte Bäume im Siedlungsraum, dürfen kein Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung darstellen. Durch gezielte Pflegeschnitte und allenfalls Stabilisierungsmassnahmen können diese Bäume jedoch sehr lange sicher erhalten werden. Ist dies schliesslich nicht mehr möglich, kann statt den Baum wegen der Gefahr fallender Äste ganz zu fällen, der Strunk belassen werden.
- Pro Natura Solothurn
Weiterführende Informationen
Kontakt
Bei einem Fund melden an:
Lea Kamber: 079 604 91 07
Mail: @email
oder bei der Geschäftsstelle:
032 623 51 51
Mail: @email