Naturgarten Matthias Sorg
Siedlungsraum

BONJOUR NATURE: Willkommen im Naturgarten

Lebendig, wild, bunt – so stellen wir uns einen Naturgarten vor. Haben Sie Freude an der Natur und Zugang zu einem Garten? Pro Natura unterstützt Sie mit verschiedenen Angeboten bei der Gestaltung Ihres persönlichen Naturgartens.

Mit dem Projekt BONJOUR NATURE wollen wir möglichst viele Menschen dazu ermuntern, die Natur in ihre Gärten einzuladen. 

Das Projekt befindet sich in einer Testphase. Im Jahr 2025 sind verschiedene Angebote in den folgenden Kantonen möglich: Aargau, Bern, Fribourg, Genève, Neuchâtel, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Thurgau, Ticino, Unterwalden und Zürich. Ab März 2026 lancieren wir das Projekt schweizweit.

Garten-Beratungen

Wie läuft eine Beratung ab? Bei einem ersten Austausch klären wir Ihre Anliegen sowie das weitere Vorgehen. Bei Bedarf besteht die Möglichkeit für eine kostenlose Beratung vor Ort.   

Wen beraten wir? Wir beraten Privatpersonen, die Zugang zu einem Garten haben und die Bereitschaft mitbringen, die Natur im Garten zu fördern.   

Naturgarten-Zertifizierung

Wieso sollte ich meinen Garten zertifizieren lassen? Mit einer Zertifizierungsplakette machen Sie Ihren Beitrag zur Biodiversitätsförderung sichtbar. Zudem erhalten Sie eine Einschätzung zu Ihrer Arbeit sowie Tipps für weitere Massnahmen. Sie haben Ihren Garten bereits einmal zertifizieren lassen? Wenn Sie seither weitere Massnahmen für die Natur realisiert haben, können Sie sich gerne erneut anmelden.  

Wie läuft eine Zertifizierung ab? Wenn Sie alle Mindestanforderungen der Zertifizierung erfüllen, melden wir uns für eine Terminvereinbarung zu einem Besuch vor Ort. Wir bewerten die naturnahen Lebensräume in Ihrem Garten und verteilen gemäss einer Checkliste Punkte. Je nach erreichter Punktezahl zeichnen wir Ihren Garten mit einem bis drei Schmetterlingen aus. Sie erhalten von uns die entsprechende Plakette.   

Wann finden die Zertifizierungen statt? Die Anmeldung für eine Zertifizierung ist bis Ende Mai 2025 möglich. Die Zertifizierungen finden zwischen Anfang Juni und Mitte August 2025 statt.  

Was sind die Mindestanforderungen für eine Zertifizierung?

Sie gestalten eine möglichst grosse Fläche naturnah.

Mein Naturgarten bedeckt mindestens zwei Drittel der Gesamtfläche des Gartens. In diesem Teil gedeihen naturnahe Lebensräume (Hierzu finden Sie mehr im Abschnitt «Welche Elemente lassen sich im Naturgarten verwirklichen?») und die Biodiversität hat Vorrang.  

Sie verwenden vorwiegend einheimische Wildpflanzen.

Mindestens drei Viertel der Pflanzen müssen einheimische Wildpflanzen sein. Tiere und Pflanzen haben sich über Jahrhunderte gemeinsam entwickelt und stehen in enger Beziehung zueinander und zu ihrer Umgebung. Sie gehören zusammen wie Schlüssel und Schloss. Wenn Sie vorwiegend einheimische Wildpflanzen verwenden, laden Sie damit gleichzeitig einheimische Tiere in den Garten ein.  

Sie verzichten auf invasive Neophyten.

Als Neophyten bezeichnet man jene Pflanzen, die Menschen seit der Entdeckung Amerikas 1492 gezielt oder zufällig in fremde Gebiete einführten. Einige dieser fremden Pflanzen breiten sich so stark aus, dass sie einheimische Arten verdrängen – sie verhalten sich «invasiv». Zu ihnen gehören auch weit verbreitete Pflanzen wie der Sommerflieder oder der Kirschlorbeer. In vielen Gärten blühen diese nicht-einheimischen Pflanzen. Sie können sich von dort unkontrolliert in die Landschaft verbreiten. In einem Naturgarten haben invasive Neophyten keinen Platz.  

Sie verwenden keine Pestizide und Kunstdünger.

Menschen, die naturnah gärtnern, verzichten auf den Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger. Als Pestizide (auch von Schneckenkörnern) werden viele unterschiedliche chemisch-synthetische Stoffe und Stoffkombinationen bezeichnet, die giftig auf unerwünschte Organismen (Tiere oder Pflanzen) wirken. Durch gesunde und standortgerecht ausgewählte Pflanzen können wir Pflanzenkrankheiten vorbeugen und Umweltbelastungen vermeiden. In einem naturnahen Garten herrscht ein ökologisches Gleichgewicht zwischen sogenannten Schädlingen und Nützlingen. Was stört, wird mechanisch oder mit natürlichen Mitteln entfernt oder bekämpft.  

Sie verwenden keine torfhaltigen Produkte.

Durch den Torfabbau werden Moore unwiederbringlich zerstört - heute vor allem im Ausland. Die im Moor lebenden seltenen und vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten verlieren ihren Lebensraum. Jede und jeder von uns kann durch die Verwendung von torffreien Produkten zur Erhaltung von Mooren beitragen und damit die Natur wirksam schützen.  

Was zeichnet einen Naturgarten aus?   

So unterschiedlich wie die Menschen sind auch die Ansprüche an ihre Gärten: Die einen geniessen einen geborgenen Sitzplatz im Grünen, andere verbringen viel Zeit mit der Pflege ihrer Staudenbeete oder errichten Sandkasten, Schaukel und Naschhecke für ihre Kinder. Die Gestaltung ist geprägt von den jeweiligen Vorlieben und reicht von geometrischen, geraden Linien über geschwungene Formen bis zu wilden Ecken. 

Gewöhnlicher Natternkopf Matthias Sorg

 
Eines haben alle Gärten gemeinsam: In jedem von ihnen, egal wie gross oder klein und wie gepflegt, gibt es Platz für die Natur. Sie haben es in der Hand! Achten Sie in Ihrem Naturgarten im Wesentlichen auf die folgenden drei Prinzipien:     

  1. Augen auf bei der Pflanzenwahl: Setzen Sie auf einheimische, standortgerechte Wildpflanzen. Diese bieten einheimischen Tieren Nahrung und sind robust gegenüber Umwelteinflüssen. Meiden Sie invasive Neophyten.  

  2. Natürlich und gestaltet: Ein Garten ist immer gestaltet. Lassen Sie ganz bewusst der Natur und der Dynamik etwas Raum. Auch Naturelemente können ästhetisch ansprechend sein.  

  3. Tierfreundliche Pflege: Eine zurückhaltende Pflege ist im Naturgarten wichtig. Vermeiden Sie den Einsatz von Pestiziden und Torf. Nutzen Sie tierschonende Geräte und reduzieren Sie Lichtverschmutzung. Entschärfen Sie Fallen für Kleintiere und vermeiden Sie Barrieren. 

Die Vielfalt macht's aus: Die Vielfalt an Tieren und Pflanzen basiert auf einer Abwechslung unterschiedlicher Lebensräume: mager, nass, sandig, schattig und vieles mehr. Unterschiedliche Versteckmöglichkeiten wie Ast- und Laubhaufen, Trockenmauern oder Tümpel bieten Käfern, Raupen, Libellen und Co. ein Zuhause. 

Ein Blick in naturnahe Gärten: Beispiele zur Förderung der Biodiversität im Garten

Welche Elemente lassen sich im Naturgarten verwirklichen? 

Bäume 

Bäume sind wahre Hotspots der Biodiversität. Sie bieten zahlreichen Organismen Lebensraum: Vögel, Insekten, Flechten, Pilze und Moose. Besonders alte, einheimische, grosse Bäume sowie Obstbäume sind von hoher Bedeutung für die Biodiversität. Bäume sind auch für unser Wohlbefinden wichtig. Sie strukturieren einen Garten, kühlen die Umgebung und filtern Staub aus der Luft. 

Obstbaum Andrea Haslinger
Kleinstrukturen 

Ast-, Laub-, Gras- und Steinhaufen, Sandbeete, Trockensteinmauern oder Totholz sind wertvolle Kleinstrukturen, die Tieren Unterschlupf sowie Nistmöglichkeiten bieten. Sie werten naturnahe Lebensräume auf und lassen sich einfach sowie kostengünstig anlegen – oft mit Material aus der Umgebung oder aus Gartenarbeiten wie Schnittgut, Steinen oder einem gefällten Baum. 

Eine Sandlinse für Wildbienen Claudio Büttler
Krautsaum 

Krautsäume sind hohe, krautige Vegetationsstrukturen entlang von Strassen, Mauern, Zäunen oder Hecken. Sie dienen als wichtige ökologische Vernetzungskorridore. Die Vegetation ist arten- und blütenreich und dient als Nahrungsquelle sowie Rückzugsort für viele Tiere. Ein Krautsaum braucht nur wenig Pflege. Eine Mahd pro Jahr reicht aus. 

Krautsaum Andrea Haslinger
Nisthilfen 

Ein Naturgarten bietet viele natürliche Nistmöglichkeiten: Verblühte Pflanzenteile, die über den Winter hinaus stehen bleiben, Kleinstrukturen, vegetationsfreie und besonnte Stellen sowie Nischen in Steinmauern werden von vielen Tieren gerne als Brut- und Niststandort genutzt. Auch Vogelhäuser, Fledermauskästen oder Insektennisthilfen sind Möglichkeiten, bestimmten Tierarten ein Zuhause zu bieten. Damit die Nisthilfen genutzt werden, ist jedoch auch eine naturnahe Umgebung mit Nahrungsquellen und Unterschlüpfen wichtig. Profitieren Sie von Nisthilfen und nutzen Sie diese für spannende Tierbeobachtungen!

Nisthilfe Andrea Haslinger
Ruderalfläche 

Ruderalflächen sind Flächen mit den Anfangsstadien der Vegetationsentwicklung – vom offenen Boden bis hin zu den ersten Gehölzen. Diese dynamischen Lebensräume sind für viele Insekten wichtig. Im Garten eigenen sich sonnige Flächen mit steinigem Boden für bunte, sich wandelnde Ruderalflächen.  

Ruderalfläche Andrea Haslinger
Teich, Tümpel, Sumpfbeet 

Wasser ist die Quelle des Lebens, auch im Garten. Es muss nicht immer ein grosser Weiher sein, auch kleine Tümpel sind wichtige Lebensräume für Amphibien und Insekten. Sie werden von Vögeln und Kleinsäugern als Wassertränken genutzt.  Am Wasser lassen sich unzählige spannende Naturbeobachtungen machen. 

Weiher Andrea Haslinger
Unversiegelte Wege und Plätze 

Wege und Plätze mit einer versickerungsfähigen Deckschicht aus Kies oder Mergel sind Lebensraum für Spezialisten. Hier gedeihen trittverträgliche Pflanzen. Wildbienen und andere Insekten finden hier attraktive Nistmöglichkeiten. Unversiegelte Wege tragen zudem zur Vernetzung von Lebensräumen bei. Willkommener Nebeneffekt: Unversiegelte Plätze heizen sich im Sommer weniger auf, da Feuchtigkeit verdunsten kann.   

Unversiegelter Boden Andrea Haslinger
Wiese 

Wiesen haben viele Gesichter. Ob feucht oder trocken, schattig oder sonnig – Wiesen gedeihen unter verschiedenen Bedingungen. Besonders artenreiche Wiesen gedeihen auf nährstoffarmen, gut besonnten Standorten, die nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden. Sie bieten Lebensraum für zahlreiche Insekten, die wiederum Nahrung für viele andere Tiere sind. Wir können uns im Sommer am vielfältigen Zirpen und Summen in einer Wiese erfreuen. Wollen Sie die Wiese vor dem Schnitt teilweise nutzen, mähen Sie einfach ein paar Wege hinein. Das Schnittgut können sie als Tierfutter nutzen oder damit für Wildtiere einen Unterschlupf errichten.  

Wiese Andrea Haslinger
Wildhecke 

Wildhecken sind arten- und strukturreiche lineare Gehölzstrukturen. Sie sind eng mit anderen Lebensräumen verzahnt und bieten von Frühling bis Herbst vielen verschiedenen Tierarten Unterschlupf, Nahrung und Nistmöglichkeit. Im Garten können wir Wildhecken als Sichtschutz und zur Strukturierung des Raums nutzen.  

Wildhecke Andrea Haslinger

Bevor Sie loslegen: Fünf Fragen zur Vorbereitung für den Naturgarten  

  1. Wie möchte ich meinen Garten nutzen? Was ist mir besonders wichtig? 
  2. Welche Bereiche und Flächen sind dafür notwendig?  
  3. Wie kann ich diese Flächen optimal gestalten, damit sie meinen Bedürfnissen entsprechen und möglichst naturnah sind?
  4. Welche Flächen nutze ich nicht und kann sie für die Natur bereitstellen?  
  5. Welche Tiere und Pflanzen möchte ich gezielt unterstützen oder beobachten? 

Weitere Infos 

  • Das Praxishandbuch «Stadtnatur – Biodiversität fördern in Schweizer Siedlungsraum» dient als handfeste Grundlage für alle, die selbst einen naturnahen Lebensraum im Garten, auf dem Balkon oder der Terrasse schaffen möchten.   

  • Artenlisten: Hier finden Sie eine Liste der einheimischen, regionalen Baumarten, Wildsträucher sowie eine Auswahl an einheimischen, regionalen, attraktiven Wildpflanzen. 

  • Naturtipps von Pro Natura

Empfehlung aus unserem Shop

Häufig gestellte Fragen

Wie viel kostet die Anlage eines Naturgartens? 

Die Kosten für einen Naturgarten variieren je nach Grösse des Gartens, Pflanzenwahl, Materialien und Eigenleistung stark. Naturelemente wie Kleinstrukturen und wilde Ecken lassen sich kostenlos umsetzen. Viele Naturgartenelemente können Sie mit entsprechender Anleitung in Eigenregie verwirklichen. Hier braucht es nur geschickte Hände und ein wenig Material wie Sand, Wildstauden, regionales Saatgut oder eine Mörtelwanne. Sie müssen nicht alle Massnahmen auf einmal umsetzen, sondern können Jahr für Jahr mehr Elemente einfliessen lassen.  

Bei grösseren Projekten empfehlen wir Ihnen, dass Sie sich im Voraus ein Budget für Ihren Naturgarten erstellen. Danach können Sie lokale Anbieter:innen für Pflanzen und Materialien konsultieren und entsprechende Offerten einholen. Machen Sie sich vorgängig ein Bild von Ihrem Traumgarten und besichtigen Sie Referenzobjekte. Da könnte sich ein Besuch in einem Offenen Schmetterlingsgarten lohnen!  

Wie aufwendig ist der Unterhalt eines Naturgartens? 

Beim Unterhalt eines Naturgartens kommt es darauf an, welche Naturelemente vorhanden sind und wie gross Ihr Garten ist. Die Strukturen durchlaufen während ihrer Lebenszeit verschiedene Phasen. Hier ein Beispiel: Bei der Entwicklung einer Wildhecke müssen Sie in der Anfangsphase im Frühling vermehrt giessen und darauf achten, dass die Gehölze genug Licht erhalten. Ist die Wildhecke nach einigen Jahren etabliert, können Sie jährlich einen kleinen Teil davon zurückschneiden. In einem Naturgarten sind viele Pflegearbeiten an eine Jahreszeit gebunden: Wildhecken werden im Winter geschnitten, die Blumenwiese Anfang Sommer und im Herbst gemäht, der Saum Ende Winter geschnitten.  

Sie können uns gerne Ihre Fragen bei einer Beratung oder Zertifizierung stellen. Ausserdem können Sie unseren Naturgarten-Newsletter abonnieren. Dort erhalten Sie nützliche Tipps und Tricks rund ums Thema Unterhalt eines Naturgartens. 

Woher kriege ich geeignete Materialien für meinen Naturgarten? 

Geeignete Pflanzen und Materialien für Ihren Naturgarten finden Sie bei regionalen Wildstaudengärtnereien, in Kieswerken und auf Wildpflanzenmärkten. Auf der Webseite von bioterra.ch finden Sie eine Karte mit den Fachbetrieben in Ihrer Nähe: Karte mit Fachbetrieben  

Gibt es gesetzliche Grundlagen, die zu beachten sind? 

Klären Sie im Vorfeld ab, ob für die gewünschten Naturelemente lokale Bauvorschriften oder Naturschutzgesetze vorhanden sind, insbesondere wenn es um das Anlegen von Teichen, das Pflanzen von Bäumen oder das Errichten von Strukturen geht. Wir empfehlen Ihnen, bei den zuständigen kommunalen Behörden nachzufragen, um sicherzustellen, dass alle Massnahmen im Einklang mit den geltenden Vorschriften stehen.  Wenn Sie Ihren Garten mieten oder eine Familiengartenparzelle pflegen, klären Sie vorgängig ab, ob der oder die Eigentümer:in mit den geplanten Massnahmen einverstanden ist und die geltenden Richtlinien eingehalten werden.