Garten Fabian Biasio
28.07.2023 Biodiversitätskrise

Naturjuwelen vor der Haustür

In naturnahen Gärten spriesst und kriecht und fleucht es — Biodiversität pur. Schmetterlinge, Eidechsen, Bienen, Igel und viele weitere Tiere profitieren. Was es dazu braucht: etwas Know-how, Experimentierfreude und Mut zur Unordnung.

Schaut man sich eine Schweizer Stadt oder ein Dorf aus der ­Vogelperspektive auf googlemaps an, ist man oft erstaunt ob der vielen kleinen Grünflächen zwischen den Häusern. Und man ­erkennt, wie gross das Potenzial der privaten Gärten und Aussenräume für die Biodiversität ist. Je mehr davon naturnah gestaltet werden, desto engmaschiger wird das Lebensraumnetz und umso einfacher gelingt es den Tieren und Pflanzen, sich auszubreiten. In unserer Galerie zeigen wir vier inspirierende Beispiele.

Wohnsiedlung «In den Bäumen» Egg (ZH)

Naturgarten Fabian Biasio
Simone Baumann: «Biodiversität in Wohnsiedlungen fasziniert mich sehr, weil damit so viel bewirkt werden kann. Grosse Freude habe ich an Wildstauden und Wildkräutern (...).»
  • Besitzerin: Simone Baumann Immobilien AG 
  • Arealfläche: ca. 5000 m² 
  • Besonderheiten: Gestaltung der Aussenräume folgt den Grundsätzen der Permakultur. Wildhecken, Ruderalflächen, «Waldgärten», Kleinstrukturen und ein raffiniertes Teichsystem schaffen auf einer relativ kleinen Fläche sehr vielfältige Lebensräume. 
  • Weitere Elemente: Nisthilfen für Vögel und Wildbienen, Sandhügel, Magerwiesen auf den Dachterrassen, Fassadenpflanzen (u.a. Rankspinat, Kletterrosen, Weinreben). 
  • Pflege: Die Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung (drei Häuser, 9 Wohnungen) werden durch regelmässige Arbeitseinsätze in die Umgebungsgestaltung und -pflege einbezogen und in Workshops geschult.
  • Vorkommende Arten: mehr als 700 Pflanzenarten, darunter eine Vielzahl an essbaren Wildpflanzen in den unterschiedlichen Schichten (Wuchshöhen) des Waldgartens.
Garten Fabian Biasio

Aarberg (BE), altes Bauernhaus mit zwei Wohnungen

Naturgarten Fabian Biasio
Martin Bader: «Was uns ­besonders ­am Naturgarten ­begeistert: das intensive Erleben der Jahreszeiten und das Teilhaben an der riesigen Vielfalt des Lebendigen (...).»
  • BesitzerInnen: Martin und Katharina Bader, Helene und Reinhard Johner 
  • Gartenfläche: ca. 1000 m² 
  • Art des Gartens: Gemeinschaftlich genutzter Naturgarten mit teils über 100 Jahre alten Obstbäumen.
  • Was ist speziell: Ausserordentlich hohe Biodiversität (zertifiziert mit drei «Schmetterlingen» von Pro Natura). Wildsträucher, Blumenwiesen, Obstbäume und Baumstümpfe bieten vielfältige Lebensräume für Vögel und Insekten. Totholzhaufen und im Boden integrierte Steingebilde dienen Insekten und Reptilien als Unterschlupf. Der Garten wird u.a. mit Zaungittern vor Katzen geschützt, ohne dabei den Zugang für andere Tiere wie den Igel zu verbauen.
  • Vorkommende Arten: u.a. Grauschnäpper,  Schwalbenschwanz, Rauchschwalbe, Mauersegler, Igel, Zauneidechse, Blindschleiche, sechs Arten von Heuschrecken.
Naturgarten Fabian Biasio

Ökosiedlung der Wohngenossenschaft «Équilibre» in Cressy (GE)

Naturgarten Fabian Biasio
Simone Kaspar de Pont: «Ich liebe unseren Garten wegen ­seiner Wildheit und Vielfältigkeit. Ich mag es zu beobachten, was ­die ­ Natur anstellt, wie sie funktioniert, wenn man sie lässt. Sie ist eine ­hervorragende ­Lehrerin.»
  • Besitzerin: Wohnbaugenossenschaft «Écilibre»
  • Grösse des Areals: ca. 2100 m² 
  • Besonderheiten: Die Aussenanlage der Siedlung (insgesamt 13 Mietwoh-nungen) hat viele wilde Ecken, wo sich die Natur frei entwickelt; die mit Obstbäumen durchsetzten Blumenwiesen werden höchstens zweimal im Jahr gemäht. Einheimische Wildsträucher, Ruderalflächen, Totholzhaufen, Trockensteinmauern und Natursandplätze bieten Insekten, Vögeln und Reptilien Nahrung, Rückzugs- und Nistgelegenheiten. 
  • Pflege: Der Unterhalt und die Bauarbeiten (Trockenmauer, Natursandplatz, Pergola etc.) werden grösstenteils von der ganzen Community erledigt; eine Gartenkommission koordiniert die Einsätze und gestaltet den gemeinschaftlich genutzten Permakulturgarten.
  • Vorkommende Arten: u.a. Goldglänzender Rosenkäfer, Zimmermannsbiene, Stechpalme, Felsenbirne, Jungfer im Grünen (Nigella damascena), Knolliger Beinwell, Borretsch. 
Naturgarten Fabian Biasio

Verein «für die anderen» (LU)

Naturgarten Fabian Biasio
Renatus Birrer: «Es ist toll zu sehen wie einfach es ist, die Biodiversität im ­Garten hochzuhalten. Zu sehen, wie viele Heil- und Wildkräuter sich in kurzer Zeit ansiedeln, wenn man nicht alles jätet.»

Besitzerin: Gemeinde Root; Unterhalt und Pflege erfolgen durch den Verein 

Grösse des Areals: ca. 600 m² 

Art des Gartens: Naschgarten, die Bevölkerung kann gratis Äpfel, Beeren, Kräuter, Nüsse oder Rhabarber sammeln und ist eingeladen, beim Gärtnern mitzuhelfen. Das Projekt ist auf Initiative des Bürgers Renatus Birrer entstanden. 

Was ist speziell: Kombination von Nutzgarten und Biodiversitätsförderung: Einheimische Wildsträucher und Obstbäume bieten Nistplätze und Futter für Vögel und Insekten; in unzähligen Stein- und Asthaufen finden Insekten, Kleinsäuger und Reptilien Verstecke. Bei Kindern beliebt sind die Kaulquappen im eigens angelegten Teich und der Raupenkasten, wo sich spannende Beobachtungen machen lassen.

Vorkommende Arten: u.a. Schwalbenschwanz, Ringelnatter, Mauereidechse, Igel.

Naturgarten Fabian Biasio

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Weiterführende Informationen

Info

Dieser Artikel wurde im Pro Natura Magazin publiziert.

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