Trockengelegte Bachläufe, stark reduzierte Abflussmengen, Staumauern, zerschnittene Flusslebensräume, unnatürliche Abflussdynamik, geflutete Gletschervorfelder und Täler: Alles Folgen der Wasserkraftnutzung für Natur und Landschaft. In über 1400 Fassungen wird das Wasser unserer Bäche abgeleitet und treibt über 1000 Wasserkraftwerke an. Das naturverträgliche Nutzungspotenzial ist damit so gut wie vollständig erschöpft.
Ist ein naturverträglicher Ausbau der Wasserkraft noch möglich?
Ein naturverträglicher Ausbau ist nur noch äusserst begrenzt möglich. Der starke Ausbau über die letzten einhundert Jahre führte dazu, dass heute alle weitgehend sinnvoll nutzbaren Potenziale erschlossen wurden. Das macht die Wasserkraft heute zum Rückgrat unserer Stromversorgung, wirkt sich aber auch stark auf unsere Gewässerökosysteme aus.
Knapp 57% des im Inland erzeugten Stroms stammen derzeit aus der Nutzung der Gewässer. Der Preis dafür ist hoch. Ein weiterer Ausbau durch Anlagen an bislang ungenutzten Standorten würde die letzten natürlichen Fliessgewässer der Schweiz zerstören. Entsprechend wehrt sich Pro Natura gegen die totale Verbauung unserer Fliessgewässer. Auch aus ökonomischer Betrachtung ist der Zubau durch neue Anlagen an bislang ungenutzten Gewässern unvorteilhaft.
Vom Gletscher zum Stausee …
Als eine Konsequenz des rasch voranschreitenden Klimawandels schmelzen unsere Gletscher in den Bergregionen. Zurück bleiben neue Gletschervorfelder, Schwemmebenen und kleine Seen. Die Energiewirtschaft sieht darin bereits neues Nutzungspotenzial. In der Folge gibt es massiven Druck, um diese Flächen und Gletscherseen in Stauseen umzuwandeln. Für die Natur wäre dies ein weiterer Verlust. Frei werdende Gletscherflächen sind Lebensräume und Rückzugsgebiete für Flora und Fauna.

Weiterer Ausbau wird forciert
Im Rahmen eines «Runden Tisches zur Wasserkraft» des Eidgenössisches Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK), haben sich Kantone, Bundesämter und Verbände inklusive Pro Natura und WWF Ende 2021 auf fünfzehn Wasserkraftprojekte geeinigt, die weiter betrachtet werden können.
Bei diesen Projekten könnte das Verhältnis zwischen Nutzen und Eingriff tragbar sein. Ein Teil davon beinhaltet die Nutzung von Gletscherseen und -vorfeldern. Detailliertere Abklärungen zu den Umweltwirkungen sind nötig. Aber schon heute zeigt sich leider, dass die Bergkantone die Nutzung fast schon prinzipiell über den Schutz stellen: neben den genannten Projekten werden noch weitere angedacht und nach weiteren Energiepotenzialen gesucht. Dies obschon hierfür keine Notwendigkeit besteht um die Energieversorgung der Schweiz zu gewährleisten. Vertiefende Informationen der Umweltallianz