14.07.2016

Wasserqualität in Schweizer Fliessgewässern ruft nach Massnahmen

Die Wasserqualität der kleinen Fliessgewässer in der Schweiz weist grosse Defizite auf. Das bestätigte heute das Bundesamt für Umwelt (BAFU) an einer Medienkonferenz. Anlass zur Sorge geben vor allem die Mikroverunreinigungen. In diesem Bereich sind dringend Massnahmen nötig.

Die Zeiten schäumender Bäche, grossräumiger Badeverbote und der Algenpest in Seen sind in der Schweiz weitestgehend vorbei. Doch die Problematik der Gewässerverschmutzung ist deshalb nicht verschwunden: Sie ist lediglich schwerer fassbar geworden. Dies zeigt der aktuelle Bericht des BAFU. In den Fliessgewässern sind es vor allem die Mikroverunreinigungen, die Anlass zur Sorge geben. Besonders die Nachweise von diversen hochpotenten Pestiziden und deren Abbauprodukten sind bedenklich. Diese Pestizidrückstände stammen zum Teil aus Verkehrs- und Siedlungsgebieten, in erster Linie aber aus der intensiven Landwirtschaft. Sie ist für schätzungsweise 85–90% der in der Schweiz ausgebrachten Pestizidmenge verantwortlich1.

Die im Bericht präsentierten Resultate zeigen, dass knapp 50% der untersuchten kleinen Fliessgewässer, welche ca. 75% des schweizerischen Gewässernetzes ausmachen, durch Pestizide belastet sind. «Die Resultate sind erschreckend, aber leider nicht überraschend», sagt Michael Casanova von Pro Natura. «Schon frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass unsere Gewässer einen wahren Pestizidcocktail mitführen – hochpotente Gifte, die das Ökosystem bereits in allerkleinsten Mengen schädigen.» Und es werden immer mehr. In der Schweiz werden heute jährlich über 2000 Tonnen giftige Pestizide auf die Felder ausgebracht. Um dieses Problem zu thematisieren, hat Pro Natura in diesem Jahr die Kampagne «Keine Pestizide in unseren Gewässern!» lanciert, die einen wirkungsvollen Reduktionsplan für Pestizide fordert.

Der Bund hat kürzlich einen «Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pestiziden» in die Anhörung geschickt. Für Pro Natura geht der Entwurf zu wenig weit. Viele der präsentierten Massnahmen gehören eigentlich schon heute zur guten landwirtschaftlichen Praxis. Pro Natura erwartet weitergehende Reduktionsziele, Verbote von besonders gefährlichen Pestiziden, die Entwicklung und Förderung von Alternativen sowie maximale Transparenz – sei es bei der Zulassung von Pestiziden oder bei der Information zu Belastungen unserer Umwelt und Gesundheit.

Dass die Gewässer zukünftig vermehrt auf Mikroverunreinigungen überprüft werden sollen, wie es das BAFU in Aussicht stellt, ist darum sehr zu begrüssen.

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1 Schätzung von «Vision Landwirtschaft» aufgrund verschiedener Verkaufszahlen und Hochrechnungen. Offizielle Zahlen dazu liegen bisher nicht vor.

Informationen:

www.pronatura.ch/pestizid

Weitere Auskünfte:
Michael Casanova, Pro Natura Projektleiter Gewässerschutz- und Energiepolitik, @email, Tel. 061 317 92 29