Renaturierte Aue Reussegg Philipp Schuppli
06.10.2020

Land unter: Renaturierung Aue Reussegg

Mit einer weiteren spektakulären Auenrenaturierung hat Pro Natura Aargau in Sins einen Uferabschnitt der Reuss revitalisiert.

Drei neue Seitenarme erhält die Reuss in Sins, im Südosten des Kantons Aargau. Dort konnten Pro Natura Aargau und der Kanton rund 20 Hektaren Land sichern, um eine einstige Reussaue zu redynamisieren. Im Reussegger Schachen entsteht nun ein Mosaik verschiedenster Lebensräume.

In einer ersten Bauetappe wurden auf der Hälfte des Auenperimeters die Mündungsbereiche von drei Seitenarmen in die Reuss gegraben. Daneben wurden Ruderal­flächen geschaffen und Stillgewässer angelegt. Mit einem Teil des Aushubs der Seitenarme konnte die Grundlage für eine trockene Pfeifengraswiese aufgeschüttet werden. Angrenzend daran wurden vernässte Bereiche geschaffen, die zur nassen Pfeifengraswiese werden. Zur Ansaat wurde in nahen Pfeifengraswiesen das nötige Samenmaterial gesammelt.

Nun übernimmt die Natur

Den Rest wird die Natur selber erledigen: Häufige Überflutungen mit Auflandung und Abtrag des Geschiebes und die Aktivitäten der Biber werden immer wieder neue Lebensräume in der Aue entstehen lassen. Diese sich ständig wechselnden Lebensumstände sind typisch für unsere Auen und sehr wichtig für unzählige spezialisierte Tier- und Pflanzenarten.

In diesem Sommer wurde die erste Bauetappe abgeschlossen, nun ruht die Arbeit für zwei Jahre. Dann wird ein Trinkwasserpumpwerk entfernt, das sich noch im Auen­perimeter befindet. Als Ersatz wurde ausserhalb des Schutzgebiets ein neues Pumpwerk gebaut. Mit diesem Schritt werden fünf weitere Hektaren zur Aue umfunktioniert, und die Seitenarme können dann durchgehend geflutet werden.

Erste Bewohner im Schachen

Erste Erfolge haben sich schon jetzt gezeigt: Der Flussregenpfeifer, der als kleiner bodenbrütender Watvogel offene und ungestörte Kies- und Sand­flächen benötigt, hat bereits ein erstes Mal im Reussegger Schachen gebrütet. Biber und Gelbbauchunken zählen ebenso zu den ersten Gästen. Und die Pfeifengraswiesen nehmen langsam Form an. Typisch an diesen Lebensräumen ist, dass sie ungedüngt sind, erst spät im Jahr gemäht werden und deshalb eine ausserordentlich lange Blütezeit haben. Diese Wiesen bilden einen der artenreichsten Lebensräume Europas, im Reusstal erkennt man darin häufig die Sibirische Schwertlilie.

Mit einer konzeptionierten Besucherlenkung und -information sollen im Reussegger Schachen Bereiche für den Menschen entstehen, wo Naturerlebnisse möglich sind, ohne dass störungsanfällige Arten in der Kernzone der Aue vertrieben werden.

Dieses Projekt wird einen weiteren Teil des Auenschutzparks Aargau bilden. Dieser ist 1993 aufgrund einer kantonalen Volksinitiative entstanden, wonach Auengebiete mindestens ein Prozent der Kantonsfläche ausmachen müssen. Dieses Ziel ist auch mit der Revitalisierung des Reussegger Schachens erreicht worden.

Ulysses Witzig ist Geschäftsführer der Firma Creanatira, die Pro Natura Aargau gehört und das Revitalisierungsprojekt betreut.

Eine neue Natur-Oase entsteht

Weiterführende Informationen

Info

Das Projekt wird vom naturemade star-Fonds von ewz und Alpiq mitfinanziert und der Binding Stiftung unterstützt.

Bilder und Videos © Philipp Schuppli/Creanatira