Vogelstimmen in der Musik
Bei Christian Marti piepts. Es zwitschert aber auch, trillert und pfeift, wenn der Biologe und Hobbymusiker seinen Vortrag «Vogelstimmen und Musik» orchestriert. Mit Bratsche, Blockflöte, Gitarre, singend, pfeifend und mit den Singstimmen seines Publikums lässt er Vögel in der klassischen Musik erklingen. Ein Hobby, das ihm, wie so vieles, zugeflogen ist. Denn eigentlich faszinierten ihn als Kind ganz andere Tiere. «Von Vögeln hatte ich keine Ahnung.»
«Wir wollen zusammen hinschauen wo in der Musik Vogelstimmen vorkommen. Oder genau genommen hinhören.» (Zitat aus «Vogelstimmen in der Musik»)
Zur Musik fand Marti früh. Wie viele andere Erstklässler blas er die Blockflöte, bevor er zum Bogen griff und fortan Geigensaiten strich. «Am Gymer ging ich mit meiner Geige stolz ins Schulorchester, doch der Dirigent drückte mir eine Bratsche in die Hand: ‹Die spielst du jetzt.›» Christian Marti lacht. «Die vielen Witze über langsame und dumme Bratschisten spare ich mir.» Mit 20 kaufte er sich eine Gitarre. «Es war die Zeit von Mani Matter und wer damals in Bern lebte, hatte eine Gitarre und sang.»
Auch die Natur faszinierte Marti schon seit je. «Ich liebe Insekten und habe Aquarien gepflegt. Mit Wasserläufern und Wasserkrebsen. Und ich habe Schmetterlinge gezüchtet und bei Schweizer Jugend forscht mitgemacht. Natürlich wollte ich mich auch im Biologiestudium mit diesen Tieren beschäftigen.» Doch wie aus der Geige im Schulorchester eine Bratsche wurde, wurden aus Insekten und Schmetterlingen an der Uni Vögel. «Leider starb der Professor für Entomologie. Für meine Diplomarbeit bin ich dann bei den Vögeln gelandet. Genauer: bei Hühnern. Ich kannte mich mit Vögeln ja nicht gut aus, aber ein schwarzes Birkhuhn von einem weissen Schneehuhn unterscheiden, das kann auch der Marti, hat sich mein Professor wohl gedacht.» In der Vogelwarte Sempach landete Marti ebenfalls eher zufällig. Sein Traum war es, zu unterrichten und er hatte auch eine mehrjährige Stellvertretung. Aus einer Festanstellung wurde aber nichts. «Ein paar Jahre arbeitete ich in verschiedenen Jobs und war eines Tages in der Vogelwarte, um etwas in der Bibliothek nachzuschlagen, als ich den damaligen Leiter traf.» Dieser hatte eine auf ein Jahr befristete Stelle zu vergeben. Marti nahm an, übersiedelte mit seiner Familie nach Sempach – und blieb der Vogelwarte 31 Jahre bis zur Pensionierung treu.
Und, wie könnte es anders sein, führte ein weiterer Zufall dazu, dass er vor rund 25 Jahren Musik und Vögel miteinander verband. «Für ein Konzert wurde ein Ornithologe gesucht, der eine Einführung über Vogelstimmen in der Musik halten sollte – seither hat mich das Thema nicht mehr losgelassen.» Er begann, Vorträge zu halten, spielte Vogelstimmen und Musikstücke von Tonbändern ab. «Das hat aber oft nicht funktioniert. Dann hatte ich die Idee, zu pfeifen, Flöte, Bratsche und Gitarre zu spielen und mit dem Publikum zu singen.» Marti versuchte das in einem Rotaryclub. «Ich war unsicher, ob diese Herren in ihren schicken Anzügen mitsingen würden – doch sie taten es. Aus vollem Hals. Da merkte ich, dass der Vortrag so viel interessanter ist.» Und das ist er noch immer, unterdessen stand Marti damit über 100-mal auf der Bühne.
In der Nähe erklingt ein Vogelruf. «Die Kohlmeise. Ich höre Vögel wohl anders als andere, ich muss sie immer bestimmen. Die Kohlmeise…», er pfeift «…ist nicht so schwierig, sie kann aber auch zwei- oder dreisilbig singen», er pfeift auch das vor. «Sie kommt in der Musik relativ häufig vor.» Marti stimmt das Lied «Zyt isch do» an. «Das ist ein Kohlmeisenmotiv. Aber auch andere Vögel wie den Kuckuck findet man häufig und der Paradevogel ist die Nachtigall. Wobei es gar nicht so viele Vogelarten gibt, die in der Musik vorkommen…» Und da ist Marti schon mitten drin in seinem Vortrag…
BETTINA EPPER, Redaktionsleiterin des Pro Natura Magazins.
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Dieser Artikel wurde im Pro Natura Magazin publiziert.
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