Françoise Hoffer Pro Natura
19.05.2023 Biodiversitätskrise

«Man sollte ein gutes Auge und Geduld haben»

Die Pflanzenkennerin Françoise Hoffer hat als Freiwillige an der Inventarisierung der Waadtländer Flora mitgewirkt. Im Mai mündet diese langjährige Arbeit in der Veröffentlichung des Florenatlas des Kantons Waadt.

Pro Natura Magazin: Können Sie uns das Projekt Florenatlas kurz erklären?

Françoise Hoffer: Zunächst muss man wissen: Die Veröffentlichung dieses ­Florenatlas sehnen Botanikinteressierte aus dem Hobby- und Profibereich seit mehr als einem Jahrhundert herbei. Den Anstoss für das Projekt gab vor zehn ­Jahren der Verein Cercle vaudois de ­botanique. Nach einem ersten Treffen im Gelände 2014 legte ein kleines Startteam die Arbeitsmethode fest. Sie orientiert sich am Raster unserer Landeskarten, das heisst an Quadraten von fünf mal fünf ­Kilometern. Danach konnten die ­Bestandsaufnahmen im Feld losgehen.

Wie war das organisiert?

Alle Teilnehmenden bekamen Quadrate zugeteilt. Ich habe 16 übernommen (lacht). Das ist viel, aber ich habe Zeit. Ich war im Vallée de Joux, bei Chavornay, in der Gegend von Montreux, vom Schloss Chillon bis hoch hinauf zum ­Rochers de Naye. Schwierige Orte wie Moor- oder Berggebiete haben wir mit Unterstützung von Fachleuten inventarisiert.

Musste man eine Ausbildung in Bio­logie oder Botanik haben, um teil­nehmen zu können?

Nein, das ist eben genau nicht die Idee. Es handelt sich um ein partizipatives ­Wissenschaftsprojekt. Wichtig ist, dass man über gute Kenntnisse in Botanik ­verfügt und vor allem gern in der Natur unterwegs ist. Ausserdem sollte man ein gutes Auge und Geduld haben und das Wandern lieben.

Wie sind Sie zu Ihrem grossen Wissen gekommen?

Die Natur hat mich schon immer interessiert. Ab 1994 habe ich mich jedoch ­stärker in die Botanik vertieft, als ich an der Inventur der Flora der Stadt Lausanne teilnahm. Das Kartieren von Pflanzen ist ein Hobby, dem ich viel Zeit widme. Beim Projekt in Lausanne wurden wir fachlich unterstützt: Einmal im Monat kamen wir im Botanischen Garten zusammen, um uns auszutauschen und Fragen zu klären. Wir konnten auch Pflanzen mitbringen und uns beim Bestimmen helfen lassen.

Die Hilfsmittel für das Inventarisieren haben sich weiterentwickelt, oder?

Oh ja, ganz klar. Das Arbeiten mit der ­FlorApp von Info Flora ist super! Was für eine Zeitersparnis! Man braucht nicht mehr alles von Hand zu notieren. Vor ­allem zeigt diese App, wonach man ­suchen muss.

Gibt es Flächen, die Sie besonders gern erforschen?

Ja, ich mag Brachflächen, Industrie­gebiete oder Campingplätze. All diese unscheinbaren Orte, wo man schöne Entdeckungen machen kann. Auch Privatgrund­stücke besuche ich gern. Manchmal ist es zwar schwierig, hineinzukommen, aber dann ergeben sich oft erfreuliche ­Gespräche mit den Eigentümern.

Welche Bilanz ziehen Sie rück­blickend aus Ihren Bestandsauf­nahmen?

Es ist eine Katastrophe! Der Artenschwund beschleunigt sich.

Weiterführende Informationen

Info

Dieser Artikel wurde im Pro Natura Magazin publiziert.

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