«Welche Zukunft für das Schweizer Ernährungssystem?»
Angesichts der Biodiversitäts- und Klimakrise steht die Landwirtschaft global wie national vor einem grossen Wandel. Die Ernährung verursacht rund 25 Prozent der Emissionen der gesamten Wirtschaft und ist vor Wohnen und Mobilität der Wirtschaftsbereich mit den grössten Auswirkungen auf die Natur. Bis 2050 will der Bundesrat das ändern und plant eine grundlegende Transformation des Landwirtschafts- und Ernährungssektors. Wie das gelingen soll – dazu haben sich an der heutigen Pro Natura Landwirtschaftstagung sowohl der Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW), als auch der Preisüberwacher sowie Bäuerinnen und Bauern geäussert.
Die gesamte Wertschöpfungskette ist in der Pflicht
Damit war die Pro Natura Landwirtschaftstagung ein wichtiges Diskussionsgefäss für die laufende Ausgestaltung der Agrarpolitik AP 2030+. Christian Hofer, Direktor des BLW setze denn auch gleich zu Beginn den politischen Rahmen für die Diskussion: «Um das ganze Ernährungssystem nachhaltiger zu gestalten, müssen auch Zulieferer, Detailhandel, und Konsumenten einen Beitrag leisten.» Damit ist klar, dass in Zukunft nicht nur die Bäuerinnen und Bauern sondern alle Akteure der Wertschöpfungskette in die Pflicht genommen werden.
Widerstände mit Zukunftsaussichten überwinden
Der politische Widerstand gegen entsprechende Reformen ist allerdings gross. Denn entsprechende Massnahmen wirken sich auf Betriebsstrukturen, finanzielle Erträge und Zuliefererbetriebe für die Landwirtschaft aus. «Wer die Landwirtschaft verändern will, muss die Ernährung verändern», fordert deshalb Bäuerin Gertrud Häseli in ihrem Referat zu den nötigen Produktionsbedingungen. Fleisch, Milchprodukte und Eier müssten weniger und Gemüse, Früchte, Hülsenfrüchte und Bio-Produkte dafür mehr gefördert werden. Dabei betonte sie die Wichtigkeit von fairen Produzentenpreisen.
Essen ist politisch
Um mehrheitsfähig zu sein, müssen politische Forderungen nach mehr Ökologie in der Landwirtschaft auch die wirtschaftlichen Perspektiven der Bäuerinnen und Bauern berücksichtigen, ist Pro Natura Präsidentin Ursula Schneider Schüttel überzeugt: «Ernährung ist und war immer politisch». Der Staat greift seit viele Jahrzehnten direkt und indirekt in die Landwirtschaft ein und bestimmt somit auch das Angebot. Die Politik könne sich also nicht aus der Verantwortung nehmen. Kostenwahrheit würde helfen, richtige Anreize zu setzen.
Welche der Tagungsbeiträge ihren Weg in die künftige Ernährungspolitik finden werden, bleibt offen. Sicher ist, dass es nur gemeinsame gelingen wird unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten und die Bevölkerung gesund zu ernähren.