Der Spürhund zeigt seiner Leitperson einen Käfer an, den er in einem Stamm gefunden hat. Raphael Weber
23.05.2024 Biodiversitätskrise

Motivation ist ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit

Invasive Käfer wie den Asiatischen Laubholzbockkäfer aufzuspüren, ist eine grosse Herausforderung. Ihre Larven leben verborgen in Holzstämmen, die ausgewachsenen Käfer ähneln oft einheimischen Arten. Gefragt sind deshalb sensible und geschulte Spürhundenasen.

Brenden ist auf Hochtouren, rennt aufgeregt durch den Wald, reckt immer wieder seine Nase in die Höhe und versucht, eine Note des gesuchten Dufts zu erhaschen. Riley dagegen scheint fokussierter, scannt den Wald fast systematisch ab, schnüffelt intensiv am Boden und arbeitet sich Baum um Baum vor. Zuletzt aber haben beide Hunde in ähnlicher und überraschend kurzer Zeit Erfolg: Sie finden ein kleines Borkenkäfer-Präparat, das in der Rinde einer Birke versteckt wurde. Still setzen sie sich vor den Baum und zeigen damit ihrer Meisterin den Fund an.

Diese Meisterin lobt nun die Hunde für die gute Arbeit; zur Belohnung gibts obendrein ein «Goodie» sowie das Lieblingsspielzeug. «Motivation ist zentraler Bestandteil unserer Arbeit», sagt Tabea Haupt. Beharrlichkeit und Konsequenz gehören ebenso dazu. Mit diesen und vielen weiteren Eigenschaften arbeitet die Biologin seit über 20 Jahren als Hundeführerin, vor rund drei Jahren hat sie damit angefangen, Brenden und Riley als Spürhunde auszubilden.

Spürhunde sind die geeignetsten Mittel, um invasive Käferarten aufzuspüren. Insbesondere der Asiatische Laubholzbockkäfer ist eine grosse Bedrohung für die Biodiversität: Er befällt einheimische Laubbäume und kann deren Bestände grossflächig und innert weniger Jahre zum Absterben bringen. Er wurde aus China mit Holzpaletten eingeschleppt, darum werden nun sowohl an Umschlagplätzen als auch bei grossen Verkaufshäusern mit Spürhunden systematische Stichproben bei asiatischer Importware durchgeführt. Trotzdem kam es in der Schweiz bisher zu vier Freilandbefällen, letztmals 2022 bei Zell (LU). Dort mussten alle betroffenen Bäume gefällt und vernichtet werden. In diesen Gebieten finden während vier Jahren intensive Nachkontrollen mit Spürhunden statt. Kein Baumstamm, kein Stück Brennholz darf mehr ausgeführt werden, ohne zuvor von einem Spürhund begutachtet respektive beschnüffelt worden zu sein.

Asiatischer Laubholzbockkäfer auf einem Baumstamm. Land Oberösterreich / Ernst Grilnberger
Der gefürchtete asiatische Laubholzbockkäfer kann auch gesunde Laubbäume innerhalb weniger Jahre zum Absterben bringen.

Bald gehören wohl auch Brenden und Riley zu diesem Team. Tabea Haupt, die auch bei Pro Natura Aargau als Projektleiterin arbeitet, beginnt im Sommer damit, ihre Border Collies auf die Erkennung des Asiatischen Laubholzbockkäfers zu sensibilisieren. Dabei müssen sie mehrere Düfte der exotischen Käfer erkennen, die in einem Zweijahreszyklus leben; angefangen von deren Eiern, zu den Larven über die ausgewachsenen Käfer bis hin zum Bohrmehl, das sie hinterlassen.

Spürnase auch für bedrohte Arten

Bisher sind Riley und Brenden auf die Erkennung von Borkenkäfern und Schlingnattern ausgebildet. Das Spektrum geschulter Spürhunde könne zahlreiche Substanzen umfassen, sagt Tabea Haupt, die sich auch im Vorstand des Verbands Spürhundewesen Schadorganismen Schweiz engagiert. Geeignet für die Arbeit seien grundsätzliche alle Hunde, ausser jene mit flachen Schnauzen und somit einem beeinträchtigten Geruchssinn. Besonders wichtig seien gute Erziehung, Fitness und Arbeitsfreude – allesamt Eigenschaften, die Brenden und Riley reichlich besitzen. Sobald ihnen Tabea Haupt das Arbeitshalsband überstülpt, gehen sie mit unübersehbarem Enthusiasmus an ihre Arbeit.

RAPHAEL WEBER, Chefredaktor Pro Natura Magazin.

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Dieser Artikel wurde im Pro Natura Magazin publiziert.

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