Ziegen, Esel und Rinder weiden für die Biodiversität
Werden Trockenwiesen und -weiden nicht mehr genutzt, kommen Sträucher und Bäume auf; die Flächen wachsen zu. Dadurch geht die Artenvielfalt in diesen Lebensräumen verloren. Vor allem im Berggebiet wurde die Nutzung von Wiesen und Weiden aufgegeben, weil das regelmässige Mähen und Beweiden nicht mehr rentierte.
Pro Natura bringt «Geissenpeter» ins Spiel
Um die fortschreitende Vergandung zu stoppen, startete Pro Natura 2006 in Zusammenarbeit mit LandwirtInnen sowie Gemeinden und Kantonen das Projekt «Allegra Geissenpeter». Während jeweils fünf Jahren begleitete Pro Natura die Weideprojekte in Chalais (VS), im Churer Rheintal (GR), Bergell (GR) und in Törbel (VS).
Zunächst wurden verwaldete Flächen ausgelichtet und Zaunsysteme erstellt. Anschliessend kamen geeignete Weidetiere zum Einsatz, um die Trockenstandorte offen zu halten. Die Erfahrung zeigt, dass sich besonders Ziegen für solche Projekte anbieten. Deshalb trägt das Projekt den Namen des Ziegen-Hüterbubs aus dem Klassiker «Heidi».
Ort | Meter über Meer | Zeitdauer | Beweidung mit |
---|---|---|---|
Chalais (VS) | 1300 | 2007-2011 | Eseln |
Churer Rheintal (GR) | 600-800 | 2008-2012 | Rindern, Ziegen |
Soglio (GR) | 1300 | 2011-2015 | Ziegen, Eseln, Rindern |
Törbel (VS) | 1500 | 2015-2019 | Ziegen, Eseln |
Der Aufwand lohnt sich
Bis 2019 wurden die ersten vier Projekte von «Allegra Geissenpeter» umgesetzt. Insgesamt konnten mehr als 90 Hektaren Trockenweiden aufgewertet werden. Die Verbuschung auf den einzelnen Flächen ging deutlich zurück. Trockenheits- und wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten haben zugenommen. In Chalais und im Churer Rheintal konnten nach Projektabschluss mehr als 40 % aller in der Schweiz vorkommenden Tagfalter- und mehr als 20 % aller Heuschreckenarten beobachtet werden, ein «Eldorado» für Heuschrecken und Tagfalter.
Nachhaltige Bewirtschaftung ist wichtig
Die aufgewerteten Trockenweiden werden auch heute noch von den beteiligten Landwirten bewirtschaftet, nachdem sich Pro Natura aus den Projekten zurückgezogen hat. Das Engagement zahlt sich für die Landwirte aus, denn sie erhalten Geld (Direktzahlungen / Naturschutzbeiträge) für die Beweidung der wiedergewonnenen Trockenstandorte.
Engagement von Pro Natura ist auch weiterhin nötig
Die Vergandung in den Berggebieten wird fortschreiten, weshalb Pro Natura daran ist, weitere Trockenstandorte aufzuwerten (z. B. in Zeneggen / VS).
Weiterführende Informationen
Info
Im Rahmen der ersten drei Projekte von «Allegra Geissenpeter» hat Pro Natura einen Leitfaden für Fachleute entwickelt, welcher aufzeigt, welche ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen es braucht, damit die Nutzung aufgegebener Trockenwiesen und -weiden im Alpenraum für die Landwirte wieder attraktiv wird.