Beweidung mit Eseln in Chalais Wolfgang Bischoff
Alpen

Ziegen, Esel und Rinder weiden für die Biodiversität

In der Schweiz sind im letzten Jahrhundert über 95 % aller Trockenwiesen und -weiden verschwunden. Mit dem Projekt «Allegra Geissenpeter» gibt Pro Natura Gegensteuer.

Werden Trockenwiesen und -weiden nicht mehr genutzt, kommen Sträucher und Bäume auf; die Flächen wachsen zu. Dadurch geht die Artenvielfalt in diesen Lebensräumen verloren. Vor allem im Berggebiet wurde die Nutzung von Wiesen und Weiden aufgegeben, weil das regelmässige Mähen und Beweiden nicht mehr rentierte.

Pro Natura bringt «Geissenpeter» ins Spiel

Um die fortschreitende Vergandung zu stoppen, startete Pro Natura 2006 in Zusammenarbeit mit LandwirtInnen sowie Gemeinden und Kantonen das Projekt «Allegra Geissenpeter». Während jeweils fünf Jahren begleitete Pro Natura die Weideprojekte in Chalais (VS), im Churer Rheintal (GR), Bergell (GR) und in Törbel (VS).
Zunächst wurden verwaldete Flächen ausgelichtet und Zaunsysteme erstellt. Anschliessend kamen geeignete Weidetiere zum Einsatz, um die Trockenstandorte offen zu halten. Die Erfahrung zeigt, dass sich besonders Ziegen für solche Projekte anbieten. Deshalb trägt das Projekt den Namen des Ziegen-Hüterbubs aus dem Klassiker «Heidi».

Ort Meter über Meer Zeitdauer Beweidung mit
Chalais (VS) 1300 2007-2011 Eseln
Churer Rheintal (GR) 600-800 2008-2012 Rindern, Ziegen
Soglio (GR) 1300 2011-2015 Ziegen, Eseln, Rindern
Törbel (VS) 1500 2015-2019 Ziegen, Eseln

Der Aufwand lohnt sich

Bis 2019 wurden die ersten vier Projekte von «Allegra Geissenpeter» umgesetzt. Insgesamt konnten mehr als 90 Hektaren Trockenweiden aufgewertet werden. Die Verbuschung auf den einzelnen Flächen ging deutlich zurück. Trockenheits- und wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten haben zugenommen. In Chalais und im Churer Rheintal konnten nach Projektabschluss mehr als 40 % aller in der Schweiz vorkommenden Tagfalter- und mehr als 20 % aller Heuschreckenarten beobachtet werden, ein «Eldorado» für Heuschrecken und Tagfalter.

Nachhaltige Bewirtschaftung ist wichtig

Die aufgewerteten Trockenweiden werden auch heute noch von den beteiligten Landwirten bewirtschaftet, nachdem sich Pro Natura aus den Projekten zurückgezogen hat. Das Engagement zahlt sich für die Landwirte aus, denn sie erhalten Geld (Direktzahlungen / Naturschutzbeiträge) für die Beweidung der wiedergewonnenen Trockenstandorte.

Engagement von Pro Natura ist auch weiterhin nötig

Die Vergandung in den Berggebieten wird fortschreiten, weshalb Pro Natura daran ist, weitere Trockenstandorte aufzuwerten (z. B. in Zeneggen / VS).

Weiterführende Informationen

Info

Im Rahmen der ersten drei Projekte von «Allegra Geissenpeter» hat Pro Natura einen Leitfaden für Fachleute entwickelt, welcher aufzeigt, welche ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen es braucht, damit die Nutzung aufgegebener Trockenwiesen und -weiden im Alpenraum für die Landwirte wieder attraktiv wird.