In der Natur aufs WC gehen
Egal ob Sie eine Wanderung, eine Camper-Tour oder einen Familienausflug in ein Naturschutzgebiet planen: Expeditionen in die Natur tun der Seele gut und stärken unsere Verbundenheit mit der Umwelt. Die Sonne scheint, Sie atmen die frische Waldluft ein und spazieren von A nach B. Nach ein paar Kilometern müssen Sie aufs WC. Die beste Lösung ist in jedem Fall das Aufsuchen einer Toilette. Manchmal kann man es sich jedoch nicht verkneifen und muss sich in der Natur erlösen. Doch was bedeutet das für die Umwelt und wie können Sie Ihr Geschäft möglichst achtsam erledigen?
Tatort: Urin, Kot und haufenweise Toilettenpapier
Obwohl das Erleichtern ein natürlicher Vorgang ist, verschmutzen menschliche Exkremente die Natur. Urin kann Spuren von Medikamenten, Hormonen und Zusatzstoffen aus Lebensmitteln beinhalten. Zudem hat Urin einen hohen Stickstoffanteil. Dadurch bringt Urin den Pflanzenhaushalt durcheinander. Auch Kot enthält schädliche Inhaltsstoffe. Vereinfacht gesagt, findet man in Kot alle Stoffe, die der menschliche Körper nicht verdauen kann. Kot kann also Viren, Bakterien und Parasiten enthalten.
Problematisch wird es vor allem dann, wenn Krankheitserreger in Gebiete gelangen, die dort normalerweise nicht vorkommen. Kot hinterlässt nicht nur sichtbare Spuren, sondern verunreinigt auch Boden und Wasser. Gelangen die Erreger in ein Gewässer, können sie sich besonders schnell ausbreiten und weiter gedeihen. Das ist gefährlich und kann dazu führen, dass Tiere erkranken.
Der Urin versickert. Zurück bleibt das Taschentuch oder Toilettenpapier, das zum Abwischen verwendet wurde. Die Ansammlung von Klopapierrosen ist kein schöner Anblick – leider verschwindet er auch nicht so schnell wieder! Ein Papiertaschentuch braucht ca. ein Jahr, bis es vollständig zersetzt ist. Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht der Zersetzungsdauer von verschiedenen Abfällen.
Zersetzungsdauern im Vergleich:
Bemerkungen
- Papiertaschentuch: Toilettenpapier zersetzt sich schneller.
- Bananen- und Orangenschalen: Oft inklusive Freisetzung von Pestiziden.
- Zigarettenstummel: Freisetzung von Chemikalien und Schwermaterialien.
- PET-Flasche / Plastik: Wird kaum abgebaut, zerfällt in immer kleinere Mikropartikel und verbleibt so in der Umwelt.
Toilettenpapier eignet sich zwar besser als Papiertaschentücher, es bleibt jedoch auch einige Zeit sichtbar. Das ist vor allem problematisch, wenn ein Gebiet von vielen Ausflügler/-innen besucht wird und alle ihre Papiere liegen lassen. Dadurch entstehen zum Teil grössere Ansammlungen von Klopapier.
Schützen Sie Tiere und Lebensräume. Bitte achten Sie beim Toilettengang in der Natur auf ein paar einfache Dinge.
Umgang mit Toilettenpapier, Urin und Kot in der Natur
Finden Sie das nächste WC:
Vermeiden Sie den Toilettengang in der Natur. Nutzen Sie öffentliche WCs an Bahnhöfen und Busstationen, in Restaurants und Berghütten oder in Naturzentren. Mit Apps wie «Toiletten Scout» oder «WC-Karte» finden Sie Toiletten in Ihrer Nähe. Informieren Sie sich am besten im Voraus über mögliche WC-Standorte auf Ihrer geplanten Route.
Urin und Kot in der Natur:
1. Vorbereitung:
Mit den richtigen Utensilien sind Sie für den Toilettengang in der Natur gut gerüstet.
Zum Pinkeln:
- Verschliessbare Plastik-Beutel
- Toilettenpapier oder Peerag
- Desinfektionsmittel
Für Kot:
- alles wie oben
- Kleine Schaufel
- Reisebidet für längere Touren
- Nathalie Leutenegger
Infobox: Peerag
Alternativ zum Klopapier können Sie einen Peerag, zu deutsch «Pipi-Lappen», nutzen. Achtung, dieser eignet sich nur für das Abwischen nach dem Pinkeln. Nach der Nutzung lassen Sie den Lappen in der Sonne trocknen. Waschen Sie den Peerag zu Hause in der Waschmaschine.
2. Standort wählen:
Für den Schutz der Umwelt: Entfernen Sie sich mindestens 70 Meter von Bächen, Seeufern und Wanderwegen und vermeiden Sie Verschmutzungen. Beachten Sie dabei jedoch die Weggebote in Schutzgebieten. Vermeiden Sie bei Ihrem Toilettengang das Betreten von sensiblen Lebensräumen wie Mooren.
Für Ihren persönlichen Schutz: Achten Sie auf Hummelnester, Ameisenhaufen und Brennesselblätter.
- Nathalie Leutenegger
3. Wildpinkeln:
Wenn Sie Toilettenpapier verwenden, nehmen Sie das gebrauchte Papier in einem verschliessbaren Beutel mit und entsorgen Sie es zuhause. Sie können Toilettenpapier aber auch ersetzen:
- Verwenden Sie einen Peerag.
- Nutzen Sie grosse, weiche Blätter.
- Nathalie Leutenegger
4. Wenn Sie gross müssen:
- Buddeln Sie ein kleines Loch: etwa 10 bis 15 cm tief. Verwenden Sie dazu eine kleine Schaufel oder einen Klappspaten. Falls Sie keines dieser Utensilien dabeihaben, können Sie auch einen Ast verwenden.
- Erledigen Sie Ihr Geschäft in das Loch.
- Falls Sie zum Abwischen Klopapier verwenden, nehmen Sie es in dem mitgebrachten Plastik-Beutel wieder mit. Alternativ verwenden Sie ein mobiles Bidet. Damit können Sie nach dem Geschäft auch gleich noch Ihre Hände waschen.
- Bedecken Sie das Loch mit Erde, Steinen oder Schnee.
- Nathalie Leutenegger
Mit diesen einfachen Tipps dämmen Sie die Verschmutzung der Natur etwas ein. Wir bleiben dennoch bei unserer Empfehlung, dass Sie im besten Fall die nächste Toilette aufsuchen. Einen letzten Tipp haben wir aber noch. Falls Sie mehrere Tage unterwegs sind und Sie Ihre Ausrüstung aufstocken möchten, empfehlen wir Ihnen ein Reisebidet. Dieses können Sie nach dem grossen Geschäft zum Säubern verwenden. Mit der folgenden Anleitung können Sie sich Ihr Reisebidet selbst basteln:
Reisebidet:
Sie benötigen:
- Eine gebrauchte PET-Flasche.
- Ein scharfes Messer.
- Eine kleine Feile.
- Entfernen Sie die abstehenden Haltestreifen und die innenliegende, weiche Scheibe des Deckels.
- Schnitzen Sie an der Deckeloberseite eine kleine Öffnung. Die Öffnung sollte nicht zu gross werden, da auch mit wenig Druck ein gezielter Strahl entstehen sollte. Am besten testen Sie die Öffnung fortlaufend während dem Schnitzen.
- Schleifen Sie abstehende Kanten mit der kleinen Feile ab.
- Am besten nehmen Sie immer noch einen zweiten, intakten Deckel mit. So können Sie die Flasche verschliessen und das übriggebliebene Wasser weiter mittransportieren.
- Nathalie Leutenegger