Luchs, Wolf und Bär sind Teil unserer Fauna. Pro Natura freut sich, dass sie zurück sind und in der Schweiz wieder Lebensraum finden. Um Vorurteile und Ängste abzubauen, informieren wir die Bevölkerung über das Zusammenleben mit grossen Beutegreifern. Mit eigenen Projekten und politischem Engagement setzen wir uns für Toleranz gegenüber den vierbeinigen Jägern, deren Existenz, aber auch für den Schutz der Nutztiere ein. Eine nachhaltige Alpsömmerung ist auch mit Wolf und Co. möglich.
Rückkehr in angestammten Lebensraum
Der Mensch hatte im vorletzten Jahrhundert in der Schweiz Luchs und Wolf sowie zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch den Bären ausgerottet. Auch deren Hauptbeutetiere (Reh, Rothirsch, Gämse, Wildschwein) waren ausgerottet oder stark dezimiert. Ihre natürlichen Rückzugsräume, die Wälder, waren gerodet. Heute sind Luchs und Wolf in der Schweiz wieder heimisch, so wie zuvor schon ihre Beutetiere. Auch Bären besuchen unser Land wieder regelmässig.
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Der Luchs besiedelt Voralpen, Alpen und Jura sowie zunehmend auch das Mittelland. Die drei Teilpopulationen in der Schweiz sind aber schlecht vernetzt und es droht Inzucht – mit negativen Folgen für den längerfristigen Erhalt der Art.
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Den Wolf gibt es wieder im gesamten Alpenraum und dem südlichen Jura. Er stösst zunehmend auch ins Mittelland vor. 2022 lebten mindestens 20 Wolfsrudel und zahlreiche Paare sowie Einzelwölfe in der Schweiz, total rund 180 Tiere. Der Bestand wächst zurzeit stark.
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Seit Sommer 2005 überqueren fast jährlich Bären aus dem italienischen Trentino die Landesgrenze nach Graubünden. Nur selten stossen sie in weitere Kantone vor. Bislang handelte es sich immer um männliche Tiere, und eine Fortpflanzung von Bären auf Schweizer Boden ist bis auf weiteres nicht in Sicht.
Ein Zusammenleben ist möglich
Pro Natura ist sich bewusst, dass das Zusammenleben mit Wolf, Bär und Luchs in unserer Kulturlandschaft erlernt werden muss. Dies ist eine Herausforderung und es gibt keine Patentrezepte. Wir sind aber überzeugt, dass ein konfliktarmes Nebeneinander möglich ist, so wie in anderen Ländern auch. Um dies zu erreichen, setzen wir uns für konstruktive Lösungen ein mit dem Ziel: Erhalt und Ausbreitung der geschützten Tierarten in unserem Land zu gewährleisten und die legitimen Interessen der Bergbevölkerung und NutztierhalterInnen zu berücksichtigen. Dazu suchen wir das Gespräch mit den betroffenen Menschen und helfen mit, den Herdenschutz in der Schweiz praktisch umzusetzen. Sei es durch finanzielle Hilfe, Freiwilligeneinsätze oder Exkursionen, bei denen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen das richtige Verhalten bei Begegnungen mit Herdenschutzhunden lernen.
Grosse Beutegreifer und Landwirtschaft können nebeneinander existieren. Auf geschützten Weiden, von Herdenschutzhunden begleitet und/oder von elektrischen Zäunen umgeben, im Idealfall von Hirtinnen und Hirten betreut, sind Weidetiere vor Beutegreifern weitgehend sicher. Nur bei guter Weideführung tragen Schafe und Rinder tatsächlich zum Erhalt der Biodiversität in den Alpen bei und werden Verluste durch Stürze und Krankheiten reduziert. Diese Todesursachen fordern jährlich ein Mehrfaches an Opfern unter den Nutztieren als die Angriffe durch Beutegreifer. Allerdings wird es immer einzelne Wölfe geben, die geschützte Herden angreifen. In diesen Fällen muss es möglich sein, besonders schadenstiftende Exemplare zu erlegen. So ist es in der Berner Konvention und dem Jagd- und Schutzgesetz (JSG) vorgesehen. In Regionen mit gesichertem Wolfsbestand und gleichzeitig hohem Prädationsdruck auf Nutztierherden kann es zudem nötig sein, regulierend in den Wolfsbestand einzugreifen. Pro Natura setzt in solchen Fällen aber voraus, dass der Herdenschutz zuvor umgesetzt wurde. Der Wolfsbestand darf durch allfällige Regulationsabschüsse selbst lokal nicht gefährdet werden. Pro Natura begleitet deshalb den Gesetzesvollzug eng und nimmt bei Bedarf auch das Verbandsbeschwerderecht in Anspruch, um einem sorgsamen Umgang mit Wolf, Bär und Luchs Nachdruck zu verschaffen.
Herdenschutzhunde
Herdenschutzhunde sind ein wirksames Mittel, Schafe vor Angriffen von Beutegreifern zu schützen. Der von Pro Natura mitfinanzierte Kurzfilm unten zeigt auf, wie man sich bei Begegnungen mit Herdenschutzhunden richtig verhält.
Von Bienen und Bären
Jedes Kind weiss: Bären lieben Honig. Genauer gesagt, sind es die Bienenmaden, welche dem Bären so schmecken. Wie können Imkerinnen und Imker verhindern, dass die Schleckmäuler ihre Bienenhäuser plündern? Ein gut installierter Elektrozaun hilft wirkungsvoll. Wir wollen dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen praktische Wege für eine gute Nachbarschaft zwischen Grossen Beutegreifern und Menschen kennen. Deshalb haben wir diesen Kurzfilm über Bienen, Bären und wie Imker ihre Völker gegen Bären wirksam schützen können, unterstützt. Schauen Sie rein!
Der Schutz darf nicht geschwächt werden
Wolf, Bär und Luchs sind gesetzlich geschützt. Trotzdem gibt es immer wieder Forderungen, die Anzahl Tiere durch Abschüsse zu reduzieren. Auch illegale Abschüsse kommen leider immer noch vor. Der Wolfsschutz wurde auf gesetzlicher Ebene bereits deutlich geschwächt. Pro Natura ist überzeugt, dass es weiterhin einen wirkungsvollen Schutz für das längerfristige Überleben dieser konfliktträchtigen Tierarten in unserem Land braucht. Wir wehren uns deshalb politisch gegen extreme Forderungen, wie die Bestände dieser Tiere zu dezimieren, «wolfsfreie Zonen» zu schaffen oder Luchse im Interesse höherer Jagderträge zu schiessen. Pro Natura fordert, dass die Wilderei endlich energisch bekämpft wird.
Weiterführende Informationen
Info
Zu diesem Thema gibt es auch verschiedenste Faltblätter. Bestellen Sie sich bei Interesse Ihre Exemplare im Pro Natura Onlineshop: