Symbolbild Stickstoffbelastung Pixabay
15.08.2022 Landwirtschaft

Für weniger Gülle und mehr Biodiversität: Raus aus der Massentierhaltung

Hitze und Trockenheit strapazieren derzeit Gewässer, Moore und Wälder. Der übermässige Gülleeinsatz der intensiven Landwirtschaft schwächt die Widerstandsfähigkeit dieser Lebensräume gegen den Klimawandel zusätzlich. Für weniger Gülle und mehr Biodiversität braucht es deshalb am 25. September ein JA zur Initiative gegen Massentierhaltung.

Wer auf dem Land spazieren geht, kann ihn oft riechen: den Ammoniak, eine Stickstoffverbindung, die sich aus der Gülle verflüchtigt. So unangenehm der Geruch, so schädlich die Wirkung für die Biodiversität. Denn über die Luft gelangt er auch in entfernte Lebensräume, wo er die natürliche Vielfalt erstickt und die Widerstandsfähigkeit schwächt. Die Initiative gegen Massentierhaltung würde das Grundproblem lösen: die zu hohe Nutztierdichte im Schweizer Mittelland.

«Ein Ja wäre ein Gewinn für Natur und Mensch»

Die Schweizer Landwirtschaft mit ihren 80 Millionen Nutztieren produziert jährlich Stickstoffüberschüsse von rund 100’000 Tonnen, davon 42'000 Tonnen Ammoniak. Eine aktuelle Studie der Umweltschutzorganisationen zeigt, dass zu hohe Ammoniakeinträge aus der Luft insbesondere in Regionen mit hohen Nutztierbeständen ein weitverbreitetes Problem sind. Als Folge davon sind heute alle Hochmoore, 84 Prozent der Flachmoore, 42 Prozent der Trockenwiesen und ­-weiden sowie 95 Prozent der Wälder überdüngt. 
Die übermässige Düngung führt in den Wäldern zu Bodenversauerungen. Die Bäume bilden dadurch weniger tiefe Wurzeln und sind anfälliger für Trockenheit und Stürme. Aus Mooren – in gesundem Zustand mächtige CO2-Speicher und Hotspots der Biodiversität – werden durch die Verbuschung mit nährstoffliebenden Pflanzen eintönige Landschaften, die CO2 ausstossen. «Die hohe Tierdichte schwächt die lebenswichtigen Funktionen dieser Lebensräume und heizt die Klima- und Biodiversitätskrise weiter an», betont Marcel Liner, Leiter Agrarpolitik bei Pro Natura. «Eine Reduktion der Tiere pro Betrieb, wie es die Initiative gegen Massentierhaltung vorsieht, wäre daher klar ein Gewinn für Natur und Mensch.»

Für mehr Tierwohl und Naturvielfalt

Zur Behebung der Stickstoff- und Ammoniaküberschüsse wurden bisher vor allem technische Lösungen wie Schleppschlauchverfahren und Gülleabdeckungen verfolgt und finanziert. «Anstatt mit Technik Teilaspekte des Problems zu bekämpfen, sollten wir das Problem an der Wurzel, oder besser gesagt an den Hörnern packen und die Tierbestände reduzieren», betont Liner. Die Initiative gegen Massentierhaltung bezweckt genau das: sie führt zu weniger Tieren pro Betrieb und damit nicht nur zu mehr Tierwohl, sondern auch zu weniger Gülle und mehr Biodiversität. Deshalb empfiehlt Pro Natura am 25. September ein Ja zur Initiative gegen Massentierhaltung.

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