Wolf und Jungwolf im Wald istockphoto/Saipg
05.09.2024 Wolf, Luchs, Bär

Stellungnahme zu den geplanten Wolfsabschüssen

Diverse Kantone haben beim Bundesamt für Umwelt Regulierungsgesuche für Wolfsrudel eingereicht. Mehrere Gesuche aus Graubünden wurden bereits gutgeheissen. Weitere Gesuche sind noch in Prüfung (Stand 5. Sept. 2024). Der Kanton Graubünden hat bereits angekündigt, neben den schon bewilligten Gesuchen weitere Gesuche einzureichen. Unter anderem will er das Wolfsrudel im Nationalpark entfernen.

Am 1. September hat zum zweiten Mal die Periode der proaktiven Wolfsregu­lierung begonnen. Wenn das Bundesamt für Umwelt BAFU die Anträge der Kantone bewilligt (aktuell aus GR, SG, TI, VS, VD), können diese ihre Massnahmen behördlich verfügen. Als beschwerdeberechtigte Organisation prüft Pro Natura die Abschussverfü­gungen der Kantone auf ihre Rechtmässigkeit.

Keine «Wolfsjagd», sondern Regulierung

Der Wolf ist auch mit dem revidierten Jagdgesetz weiterhin eine geschützte Tierart, die nicht gejagt werden darf. Wolfsrudel dürfen aber «reguliert» werden, wenn dies zur Verhinderung von ernsten Schäden an geschützten Herden oder von Gefahren für den Menschen erforderlich ist. Dabei ist die gänzliche Eliminierung von Rudeln nur als letztes Mittel zulässig und kann keinesfalls als Standardlösung betrachtet werden.

Wolfsrudel Il Fuorn / Nationalpark

Es ist unklar, ob wirklich Wölfe des Nationalpark-Rudels für die zwei Risse von Jungrindern im Unterengadin und Münstertal verantwortlich sind. Der Nationalpark ist für den Erhalt der einheimischen Wildtiere von herausragender Bedeutung. Abschüsse geschützter Tierarten erfordern immer eine Interessenabwägung durch die Kantone. In dieser Abwägung muss der Erhalt der Tierwelt des Nationalparks zwingend stark gewichtet werden. Ein im Nationalpark beheimatetes Wolfsrudel gänzlich zu entfernen, ist nicht verhältnismässig, zumal die Wölfe keinerlei unnatürliche Verhaltensweise gezeigt haben. Es darf erwartet werden, dass auch dem Wolf mit einer minimalen Toleranz begegnet wird. Nicht nur, aber natürlich besonders im Umfeld des Nationalparks. Gewisse Konflikte wird es immer geben, die sogenannte «Regulierung» kann diese nie gänzlich verhindern. Entsprechend ist eine Nulltoleranz weder umsetzbar noch angemessen.