Die Krise der Biodiversität - ein gigantischer Dominoeffekt auf dem Bundesplatz. © Claudio Büttler Claudio Büttler
18.12.2024 Internationales

Weltbiodiversitätsrat: «Weiter so ist keine Option»

Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) hat heute zwei bahnbrechende Gutachten zur Bewältigung der weltweiten Biodiversitätskrise verabschiedet. Diese zeigen auf, dass es für eine Trendwende beim akuten Artensterben einen gesellschaftlichen Wandel braucht. In der Schweiz unterstützen Naturschutzorganisationen wie Pro Natura diverse Vorstösse, welche in diese Richtung gehen.  

Nach mehrjähriger wissenschaftlicher Recherche durch zwei internationale Teams von je über 100 renommierten Wissenschaftlern und Expertinnen hat der Weltbiodiversitätsrat IPBES (International Panel on Biodiversity and Ecosystem Services) heute zwei bahnbrechende Gutachten verabschiedet, die Lösungen zur Bewältigung der Biodiversitätskrise aufzeigen. Dabei schauen beide Studien weit über den Tellerrand des klassischen Naturschutzes und zeigen auf, dass es für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen einen gesellschaftlichen Wandel braucht. 

Der Schlüssel zum Wandel 

Das erste der beiden Gutachten (das Nexus-Assessment) beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Biodiversität, Klima, Nahrung und Gesundheit. Es zeigt auf, dass sozioökonomische Veränderungen wie die Zunahme des Müllaufkommens, Überkonsum, das weltweite Bevölkerungswachstum und der weitersteigende Ressourcenbedarf wichtige Treiber des Biodiversitätsverlustes sind.  

Das zweite Gutachten (das Transformative Change-Assessment) beschäftigt sich mit dem transformativen Wandel, den es braucht, um die globale Wirtschaft nachhaltig zu gestalten und so die Biodiversität als Lebensgrundlage zu erhalten. Für die nötigen, systemweiten Veränderungen schlagen die Fachleute fünf Schlüsselstrategien vor:  

  1. Gebietsgebundener Naturschutz;  
  2. Wandel in den Sektoren, die am meisten mit direkten Treibern des Biodiversitätsverlustes verbunden sind (Landnutzungsänderungen, Jagd, Klimawandel, Verschmutzung und Invasive Arten); 
  3. Wandel in Wirtschafts- und Finanzsystemen;  
  4. Regierungsführung: Inklusion, Haftbarkeit und Anpassung  
  5. Veränderung gesellschaftlicher Ansichten 

Ansatzpunkte in der Schweiz 

In der Schweiz arbeiten Naturschutzorganisationen wie Pro Natura auf unterschiedlichen Ebenen bereits an Massnahmen entlang der IPBES-Gutachten. Im aktiven Naturschutz mit der Sicherung und Wiederherstellung wertvoller Naturflächen, auf dem politischen Parkett mit Richtlinien für die biodiversitätsfreundliche Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen, Wäldern und Gewässern. Mit der Umweltverantwortungsinitiative, der zweiten Konzernverantwortungsinitiative, der Finanzplatzinitiative und Vorstössen zum Ab- und Umbau biodiversitätsschädigender Subventionen unterstützen sie zudem die Forderungen des IPBES nach einer Wirtschaft in Einklang mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit. Die nötige Wertehaltung und insbesondere die Wertschätzung der Natur als Lebensgrundlage wird darüber hinaus in vielfältigen Angeboten der Umweltbildung geschult. Das alles sind Puzzleteile für den Wandel hin zu einer nachhaltigen und suffizienten Gesellschaft. Ihre Wirksamkeit hängt jedoch von der Einsicht ab, welche auch der IPBES betont: «Wenn wir die Probleme nicht ernst nehmen und sie nicht rasch und umfassend angehen, verlieren wir unsere Existenzgrundlage.» 

Weitere Informationen: 

IPBES-Medienmitteilungen zum Nexus-Gutachten und zum Transformative Change-Gutachten

Kontakt:  

  • Friedrich Wulf, Projektleiter Internationale Biodiversitätspolitik, Tel. 079 216 02 06, @email  

  • Medienstelle Pro Natura, Tel. 079 826 69 47, @email