Waldreservat Matthias Sorg
20.03.2025 Wald

Zum Tag des Waldes: Vielfältige Wälder unter Druck

Der diese Woche veröffentlichte Waldbericht 2025 zeigt, dass es in den letzten Jahren positive Trends für die Artenvielfalt im Wald gab, das Potenzial naturnaher Wälder aber noch nicht ausgeschöpft ist. Die «Aktion Spechte & Co.» von Pro Natura zeigt, wie das gelingen kann. Die Herausforderungen von Klimawandel und Nutzungsansprüchen gilt es mit der natürlichen Waldentwicklung zu kombinieren.

Am Dienstag – kurz vor dem internationalen Tag des Waldes am 21. März – veröffentlichte das Bundesamt für Umwelt den Waldbericht 2025, der zeigt, wie sie sich die Schweizer Wälder in den letzten zehn Jahren entwickelt haben.

Chancen und Gefahren für den Wald

Die natürliche Waldentwicklung mit unterschiedlichen Baumarten und -generationen ist die Grundlage für das Funktionieren der natürlichen Kreisläufe im Wald – wie auch der Waldbericht betont. Während es der Biodiversität im Schweizer Wald im Vergleich zu anderen Lebensräumen relativ gut geht, ist das Potenzial für naturnahe Wälder noch lange nicht ausgeschöpft. Die Trends zu mehr Totholz, mehr Strukturvielfalt und die Zunahme der Waldreservatfläche sind zwar positiv, doch gibt es lokal starke Unterschiede.

Als Gefahr für die Wälder und ihre diversen Funktionen thematisiert der Bericht den Klimawandel. Aus Sicht des Naturschutzes gilt es hier auf natürliche Waldverjüngung mit einheimischen Baumarten zu setzen und so die Stabilität und Anpassungsfähigkeit der Wälder zu stärken. Gewisse Arten, die auf lichte Wälder und Totholz angewiesen sind, können dabei auch von Veränderungen profitieren. Grundsätzlich sollen und können auch die zunehmenden Nutzungsansprüche von Strombranche, Holzwirtschaft und Tourismus mit einem naturnahen Wald in Einklang gebracht werden.

Laichen und weiden im Wald

Nach wie vor sind 41 Prozent der Waldgesellschaften – und damit der Lebensraum zahlreicher Arten – gefährdet. Für ihren Erhalt hat Pro Natura 2019 die «Aktion Spechte & Co.» ins Leben gerufen. In sechs Kantonen wurden seither insgesamt rund 20 Projekte umgesetzt. Dabei konnten 27 Hektaren Wald langfristig gesichert werden und weitere 100 Hektaren stehen in Aussicht. Hier soll sich die Natur frei entfalten können. Zudem wurden an je fünf Standorten Tümpel für Amphibien angelegt und Wald für lichtliebende Arten aufgelichtet. Letzteres führte auch zur Wiederbelebung einer alten Landwirtschaftspraxis: den Waldweiden.
Die Nutzung des Waldes als Weidefläche war in der Schweiz früher weit verbreitet, wurde wegen der Waldübernutzung Anfang des 20. Jahrhunderts aber verboten. Während sich der Wald insgesamt erholt hat, sind die spezifischen Lebensräume, welche die Waldweiden schufen, nach wie vor sehr selten. In Zusammenarbeit mit lokalen Landwirten und Förstern hat Pro Natura in den Kantonen Aargau, Baselland und Zürich daher Waldweiden wiedereingeführt. So grasen beispielsweise im Wald von Wegenstetten (AG) seit 2023 während höchstens zwei Monaten 15 Ziegen und schaffen so offene und strukturierte Lebensräume, die Lichtwaldarten wie Orchideen, Faltern und Reptilien dienen. Projekte wie diese zeigen das grosse Potenzial, das in den Schweizer Wäldern schlummert und mit der «Aktion Spechte & Co.» zum Leben erweckt wird.

Weitere Informationen

Kontakt:

  • Elena Strozzi, Projektleiterin Waldpolitik, 079 555 33 79, @email
  • Rahel Boss, Projektleiterin Schutzgebiete und Biotopaufwertung, 061 317 92 51 @email