Die Schweiz war einst überzogen von einem Netz aus Gewässern und Feuchtgebieten. Kleine und grössere Bäche, Flüsse, Feuchtwiesen und Moorflächen prägten die Landschaft. Ein Paradies für viele Tiere und Pflanzen.
Feuchtgebiete sind rar geworden
In den letzten 200 Jahren legte der Mensch den grössten Teil der feuchten Lebensräume trocken. Die Gewässer wurden massiv verbaut und der Energiegewinnung zugeführt. Heute sind Feuchtgebiete meist nur noch isolierte Flecken, klein und inmitten von intensiv genutzten Gebieten. Eingezwängt in Siedlungen, Äcker oder Wiesen fliessen kanalisierte oder begradigte Wasserläufe. Viele kleine Bäche sind heute in unterirdische Röhren gelegt, unzugänglich für alle wasserliebenden Tiere und Pflanzen. Verbaute Flüsse verhindern die Wanderung der Fische zu ihren Laichplätzen. Lebendige Lebensräume im und am Gewässer fehlen fast überall.
In den letzten Jahren hat ein Umdenken begonnen. Das Wasser soll wieder mehr Platz in unserer Landschaft erhalten. Doch noch ist das Netz der Schweizer Feuchtgebiete und Gewässer äusserst lückenhaft. Biber, Aal oder Wasseramsel vermissen immer noch geeignete Lebensräume wie strukturreiche Ufer, dynamische Auenbereiche oder natürlich fliessende Bach- und Flussabschnitte.
Fliessgewässer «unter Strom»
Pro Natura setzt sich für naturnahe Fliessgewässer ein, die Heimat sind für unterschiedlichste Tiere und Pflanzen. Doch das Ökosystem der Flüsse und Bäche ist auch heute noch durch neue Bauprojekte und Begehrlichkeiten bedroht. Dabei spielen immer wieder Projekte für Wasserkraftwerke die Hauptrolle. Fast jeder Tropfen Wasser fliesst in der Schweiz heute schon mehrfach durch eine Turbine. Bleiben die letzten freien Gewässer verschont?
Gewässer brauchen unsere Hilfe
Pro Natura setzt sich dafür ein, dass Gewässer den nötigen Raum erhalten. Wir führen Aufwertungsprojekte durch und engagieren uns in der Politik für die verschiedenen Lebewesen der Gewässer. Wenn Bäche und Flüsse mehr Platz erhalten, dient das auch dem Hochwasserschutz. Mehr Raum für Gewässer bedeutet kleinere Hochwasserspitzen und damit auch weniger Schadenpotenzial in den Gebieten flussabwärts.
Quellen – einzigartige Lebensräume
Haben Sie schon einmal Wasser aus einer noch frei sprudelnden Quelle getrunken? Quellwasser ist kühl, nährstoff- und sauerstoffarm und sehr erfrischend. In Quellen leben sehr spezialisierte Tiere. Neben Köcherfliegen, Schnecken, Strudelwürmern und anderen Kleintieren leben oft auch Feuersalamander-Larven in Quellen. Wenn Menschen Quellen nutzen und diese fassen, machen sie so wertvollen Lebensraum zunichte.