Der torffreie Garten: für Klima und Biodiversität
Was ist Torf?
Gibt es in Sümpfen und Teichen genug Wasser, zersetzen sich die Pflanzenreste darin nicht vollständig. Wenn die Pflanzenproduktion die Zersetzungsrate übersteigt, bildet sich so Torf. Torf kann auch aus abgestorbenen Torfmoosen, den charakteristischen Pflanzen des Hochmoors, bestehen. Während die Torfmoose nach oben wachsen, sterben sie nach unten ab. Dabei bildet sich eine Torfschicht. Dieser Torf ist sehr faserreich und wenig zersetzt. Diese Torfqualität eignet sich besonders für den Gartenbau.
Pro Jahr kommt nur rund ein Millimeter Torf hinzu. Damit ein Moor mit einer Dicke von einem Meter entstehen kann, vergehen also mindestens 1000 Jahre. Gartentorf ist durchschnittlich gegen 3000 Jahre alt und in realistischen Zeiträumen nicht erneuerbar. Mit dem Torfabbau wird das Moor entwässert, so dass ein Moor auch lange nach der Einstellung des Torfabbaus noch leidet. Ohne Wasser keine Torfmoose, ohne Torfmoose kein Moor. Wo ein Moor zerstört wird, wächst so schnell keines mehr nach. Tiere und Pflanzen verlieren ihren Lebensraum. Oft handelt es sich dabei um Arten, die nirgendwo anders als im Moor leben können.
Wieso wird Torf im Garten genutzt?
Torf wird in der Schweiz häufig für Erdprodukte wie Setzlinge, Anzuchttöpfe und Gartenerde im Hobby- und Profigartenbau eingesetzt. Einige der im Fach- und Detailhandel erhältlichen Substrate beinhalten noch heute Torf. Torf ist aufgrund seiner besonderen Eigenschaften sehr begehrt: Er besitzt ein gutes Wasserrückhaltevermögen aufgrund seiner faserigen Struktur. Torf ist zudem stabil und verleiht den Pflanzen guten Halt. Seine hohe Luftdurchlässigkeit verringert das Risiko von Wurzelfäule bei zu viel Wasser. Jedoch zersetzt sich der Torf nach ein bis zwei Jahren. Die eine Hälfte des Torfs wird dabei in Form von Co2 freigesetzt. Die andere Hälfte verbleibt als Dünger bei den Pflanzen.
- Sage Ross
Wieso ist der Torfabbau schädlich?
Um an den Torf zu gelangen, muss man zunächst das Moor entwässern. Dadurch stirbt die gesamte Vegetation der Mooroberfläche ab. Ein Desaster für die Biodiversität und für das Klima.
Der Torfabbau verursacht grosse Schäden an Moorflächen. Total werden in der EU jährlich 60 Millionen Kubikmeter Torf abgebaut. Somit hinterlässt die Torfindustrie jährlich 1200 Quadratkilometer Torfwüste. Mit der Zerstörung der Moore geht wertvoller Lebensraum für hoch spezialisierte Arten verloren, denn Moore leisten einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität.
Durch die Entwässerung des Moores wird Kohlendioxid freigesetzt. Jede in die Schweiz importierte Tonne Torf verursacht total 1,88 Tonnen klimaschädliche Treibhausgase. Eine nachhaltige Torfnutzung ist nicht möglich, denn die Torfschicht in einem intakten Moor wächst durchschnittlich um einen Millimeter pro Jahr. Der Torfabbau zerstört innert Kürze, was über Jahrhunderte bis gar Jahrtausende gewachsen ist.
- Pro Natura Solothurn
150 000 Tonnen Torfimport
In der Schweiz sind Moore als wertvolle und seltene Lebensräume streng geschützt. Der Torfabbau ist seit den 1980er Jahren verboten. Die Schweiz importiert jährlich circa 150 000 Tonnen Torf und zerstört somit Moore im Ausland. Ein Grossteil des Torfes für den europäischen Markt wird im Baltikum und anderen osteuropäischen Ländern abgebaut.
Wie kann ich torffrei gärtnern?
Um Westeuropa weiter mit dem billigen und begehrten Torf zu versorgen, möchte die Torflobby bis nach Sibirien vordringen. Das hätte gravierende Folgen für die Biodiversität und das Klima. Torffreie Produkte verursachen dreimal weniger Treibhausgasemissionen als torfhaltige. Daher ist es höchste Zeit, auf Torf zu verzichten und auf die vorhandenen Torfersatzprodukte umzusteigen. Denn im Gartenbau ist die Verwendung von Torf nicht nötig.
Torffrei einkaufen
Viele Erdenhersteller führen ebenbürtige torffreie Produkte im Angebot. In diesen wird Torf durch Kompost (Grüngut und Rindenkompost), Rindenhumus, Holzfasern aus Nadelhölzern, Landerde (Abfallprodukte aus der Zuckerproduktion), Reisspelzen und/oder Hanffasern ersetzt. Auch Bimsstein, Ton und Perlit werden bisweilen zugefügt.
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Weitere Gärtnertipps, damit es auch torffrei blüht:
- Andrea Haslinger
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Verzichten Sie auf Moorbeete und damit auf Rhododendron, Azaleen und andere Arten, die saure, torfhaltige Erde benötigen. Pflanzen Sie stattdessen einheimische Bäume und Sträucher wie z.B. Holunder, Vogelbeere, Schneeball oder Liguster.
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Versuchen Sie es mit heimischen, standortgerechten Wildstauden z.B.:
- Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus)
- Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi)
- Blutroter Storchenschnabel (Geranium sanguineum)
- Gewöhnliche Wiesenmargerite (Leucanthemum vulgare)
- Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa)
- Wiesensalbei (Salvia pratensis)
- Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum)
- Dunkle Königskerze (Verbascum nigrum)
Schmetterlinge und Co. werden es Ihnen danken!
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Klären Sie vor dem Kauf von Gartenpflanzen und Gemüsesetzlingen, ob diese in torffreier Erde aufgezogen wurde - das gilt auch für solche aus biologischer Produktion. Sie können viele Gemüsesetzlinge selber in torffreier Erde vorziehen.
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Saat- und Pflanzgut einheimischer Wiesenmischungen, Stauden und Sträucher finden Sie an Wildpflanzenmärkten und in diversen Wildstaudengärtnereien. Achten Sie darauf, dass es sich um einheimische Pflanzen und beim Saatgut um Schweizer Ökotypen regionaler Herkunft handelt. Angebote in Ihrer Nähe finden Sie hier: Gartenprofis | Bioterra
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Hier finden Sie weitere Inspirationen für einheimische Sträucher.