Sascha Wittwer Fabian Biasio
Klimakrise

«Ich wollte gegen Lobbys kämpfen»

2019 folgten in der Schweiz gegen 15 000 Junge dem Beispiel von Greta Thunberg und gingen für den ersten Klimastreik auf die Strasse. Doch wie sieht es heute aus?

Sacha Wittwer beschäftigte sich schon früh mit der Natur. Mit 10 übernachtete er allein oder mit einem Freund im Wald. Von selbst gebauten Hütten aus beobachtete er Rehe, Füchse und Dachse. Mit etwa 13 Jahren sah er seinen ersten Waldkauz aus der Nähe. Seine Leidenschaft für die Vogelwelt erwachte. Mit einem Grosscousin, der schon mehr wusste, tauchte er in die Ornithologie ein und begann, an Bestandsaufnahmen teilzunehmen, meistens für die jurassische Sektion von Pro Natura. Durch seine Beobachtungen und Kontakte entwickelte sich sein Umweltbewusstsein weiter. «Es gab eine Phase, in der mich der Klimawandel sehr belastete. Ich wollte gegen Lobbys kämpfen, um einen Umschwung in Gang zu bringen. So schloss ich mich Extinction Rebellion an.» 

Sacha Wittwer Fabian Biasio
Sacha Wittwer, 24, Vorstand Pro Natura Jura

Doch die Aktionen, die er mit der Gruppe durchführte, brachten seine Ängste nicht zum Verschwinden. Ein Gefühl der Machtlosigkeit machte sich breit. Er brach mit dem Velo zu einer Selbstfindungsreise nach Spanien auf und lebte drei Monate in einer Gemeinschaft, die sich fast vollständig selbst versorgte. «Ein tolles Experiment, das ich eines Tages in der Schweiz wiederholen möchte. In Spanien habe ich beschlossen, mich aufs Positive zu konzentrieren, auf die Lösungsansätze, die vorhanden sind.»

Vor einem Jahr trat Sacha Wittwer dem Vorstand der Pro Natura Sektion Jura bei. «Ausschlaggebend war, dass in meiner Region ein Bikepark und eine Skaterhockey-Anlage geplant wurden – in unmittelbarer Nähe eines Naturschutzgebiets. Das hat mich betroffen gemacht, denn ich schätze diese Gegend sehr. Ein solches Projekt würde der lokalen Artenvielfalt schaden. Als Vorstandsmitglied fühle ich mich legitimierter, aktiv zu werden.» 

Hat er seine Umweltsorgen so in den Griff gekriegt? «Sagen wir mal so: Ich kann langsam besser damit leben. Aber ich mache mir viele Gedanken darüber, eines Tages Kinder zu haben: Welche Zukunft könnte ich ihnen bieten? Vielleicht wäre es im Rahmen einer Selbst-versorgungsgemeinschaft denkbar. Wir werden sehen!» Was das Berufsleben betrifft, so beendet er zurzeit seinen Zivildienst im Jurassica-Museum in Pruntrutt. Danach will er sein Pädagogikstudium abschliessen und sich auf Naturpädagogik spezialisieren. ta

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Info

Dieser Artikel wurde im Pro Natura Magazin publiziert.

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